Ueber das vierte Buch.
begrifflichen Beseitigung der individuellen Verfinsterung zu gewähren schien, er die vollkommene Erkenntniss der Welt für erreichbar hielt, und weil andererseits ihm die Existenz der Heiligen die Möglichkeit einer intuitiven und doch vollständigen Durchschauung des principii individuationis darzuthun schien. Vielleicht war der Vorgang folgender: In seiner Philosophie sah Schopenhauer den vollkommenen Spiegel der Welt. Dieser Spiegel zeigte eine Welt der Schmerzen, den Willen, der die Zähne in das eigene Fleisch schlägt und ohne Hoffnung leidet. Es ist nun ein sehr natürlicher Gedanke, dass ein solcher Anblick Einem das Leben verleiden müsse, und zwar das Leben überhaupt, sodass man nicht im egoistischen Sinne dem individuellen Schicksale, sondern dem Leben als solchem Lebewohl sagen möchte. Stellt man sich vor, es gäbe Einen, von dem man sagen könnte: Er nahm auf sich alle Schmerzen, so sieht man ohne Weiteres ein, dass ein Solcher nicht leben könnte. Fühlte ein Mensch die Leiden der ganzen Welt so mit, wie er das unmittelbar wahrgenommene Leid eines Anderen mitfühlt, so müsste er daran ersticken oder wahnsinnig werden. In Wirklichkeit aber wendet die philosophische Erkenntniss den Willen nicht, sie tödtet nicht, und sie bewirkt auch keine Bekehrung in Schopenhauers Sinne; sie vermag wohl, ernst zu stimmen, ja vorübergehend das Gemüth zu erschüttern, aber in der Hauptsache bleibt der Mensch, wie er war. Schopenhauer machte diese Erfahrung an sich selbst und entging daher dem Irrthume Buddhas.‘ Dieser war