Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
249
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Ueber das vierte Buch.

fährt und die Welt zur Wüste macht. Diemecha­nische Weltanschauung und der absolut gewordene Darwinismus mit seiner grossmäuligen Evolution haben uns gezeigt, zu welchen Greueln die absolute Physik führt. Wollte Schopenhauer die moralische Bedeutung des Weltlaufes retten, wollte er an eine Heilsordnung glauben, so blieb ihm nichts mehr übrig als die Ver­neinung des Willens, denn ausser dieser schmalen Pforte hatten ihm seine Irrthümer keinen Weg ge­lassen. Die allmähliche Veränderung des Charakters durch die Erfahrungen des Lebens hatte er für un­möglich erklärt, und nun war entweder das Leben eine nutzlose Posse, oder es musste eine plötzliche Veränderung, sozusagen ein Umklappen des Charak­ters auf geheimnissvolle Weise möglich sein. Er hatte sich dem Teufel des Idealismus ergeben, am Ende aber wollte er ihm entrinnen, und in dieser Noth ver­fiel er auf Quietiv und Nolle, auf das Eintreten der metaphysichen Freiheit in die Wirklichkeit und auf all die Sprünge, die den Werth seines vierten Buches herabsetzen und für Viele unerkennbar gemacht haben.

Eine unbefangene Auffassung müsste etwa Fol­gendes ergeben. Die Handlungen offenbaren den Charakter. Wenn es gute Handlungen giebt, d. h. solche, bei denen nicht das eigene Wohl, sondern das Wohl anderer Wesen der Zweck des Handelns ist, so setzen sie voraus, dass in dem Handelnden das Mitgefühl eine gewisse Stärke hat, da dieses Gefühl allein im Stande ist, dem starken Gefühle des Egois­mus ein Gegengewicht zu geben. Das Maass der