Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
253
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Ueber das vierte Buch.

die Frage nach der Bejahung oder Verneinung vorge­legt; indem durch ein Wunder nun bald da, bald dort die Verneinung eintrete, werde allmählich die Zahl der zu Befragenden kleiner. In seiner Vererbungslehre setzt er auseinander, der Charakter werde vom Vater ererbt, der Intellect von der Mutter, somit setze der Wille sozusagen immer eine Brille nach der anderen auf, bis er schliesslich die findet, durch die er die rechte Erkenntniss der Welt gewinnen kann, in welchem Falle es zur Verneinung kommt. Manche der Neueren Wwer­den die Frage rasch entscheiden: wir haben ja die Evolution. Erst war gar keine Moralität da, aber die Welt entwickelte sich, indem sie an ihrem eigenen Zopfe in die Höhe kletterte, bis der moralische Mensch da war, und der entwickelt sich nun weiter. Eine Entwickelung muss es freilich gegeben haben, wenn auch in anderem Sinne als in dem der Evolutionisten, aber ob sie jetzt noch fortdauert, das ist eine andere Frage. Der einzelne Mensch entwickelt sich ja auch und wächst in die Höhe, aber nach einer gewissen Zeit hört er mit dem Wachsen auf, und: ist er aus­gewachsen, so erwirbt er zwar noch Kenntnisse und Fertigkeiten, mit der Zeit aber kommt die Rückbildung. Wenden wir uns an die Erfahrung, so sagen die Einen, die heutigen Menschen seien nicht nur klüger, sondern auch besser als die früheren, Andere meinen, Intellect und Charakter hätten sich im Laufe der Ge­schichte nicht wesentlich verändert, wieder Andere glauben, in dem Leben der Völker Zu- und Abnahme zu erkennen. Durchschlagende Gründe kann, soviel