Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
254
Einzelbild herunterladen

Bemerkungen über Schopenhauers Lehre. |)

wie ich sehe, Niemand beibringen. Giebt man zu, dass die Art der Vervollkommnung fähig sei, so kommt Viel darauf an, wie man sich zu der Frage nach der Vererbung erworbener Eigenschaften stellt. Verneint man sie, so ruht die Hoffnung darauf, dass im Allge­meinen die Besseren Bessere zur Ehe nehmen, dass glückliche Ergebnisse der Zeugung durch passende Ehehälften vervielfältigt werden. Giebt man die Ver­erbung der erworbenen Eigenschaften zu, und es scheint, dass man sie zugeben muss, so ist die Möglichkeit vorhanden, dass die erworbene Mora­lität sich fortpflanze, oder dass die bessere Ein­sicht in den Nachkommen zu moralischen Gefühlen werde.

Schopenhauer glaubt seiner Metaphysik zu Liebe an plötzliche Bekehrungen. Derfreie metaphysische Wille kann natürlich wollen, was er will, und kann auch einen Bösen in einen Guten verwandeln. Schopen­hauer geht so weit, sich auf Galgenpredigten zu be­rufen. Hier macht der Strick es unmöglich, die Dauer­haftigkeit der Bekehrung zu prüfen. Rechtmässig kann man unter Bekehrung nur den plötzlichen Gewinn einer besseren Einsicht verstehen, und darauf deuten auch die gebräuchlichen Ausdrücke: ueravoıa, Sinnes­änderung, Erleuchtung u. s. w. Wenn es einem Men­schen plötzlich klar wird, dass er von falschen Vor­aussetzungen ausgegangen ist, so vermag in der That eine Art von Umwandlung einzutreten, vermöge deren der Mensch von Stunde an anders handelt als vor­her. Jedoch wird man nur die Guten zum Guten be­