Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
259
Einzelbild herunterladen

Ueber das vierte Buch.

Ichs in der Thätigkeit. Je uneigennütziger die Thätig­keit ist, je weniger sie der Ich-Gedanke begleitet, um so mehr wird sie beglücken, und es dürfte in der That zwischen diesem Glücke und dem religiösen Glücke ein principieller Unterschied nicht bestehen. Man spricht ja auch von religiösem Eifer, wenn sich Einer bei einer Sache ganz vergisst. Indessen besteht doch ein Unterschied insofern, als von dem Religiösen die Selbstverleugnung nicht gelegentlich und nach be­stimmten Richtungen, sondern von Grund aus und nach jeder Richtung hin gefordert wird, sodass er sich zu den Anderen verhält wie der Berufskünstler zu den Dilettanten. Auch ist ein Unterschied je nach der Sache, der man sich widmet. Beglückt schon die Aus­übung der Kunst mehr als irgend ein Handwerk, so muss das Bewusstsein, den Willen Gottes zu thun, die höchste Stufe darstellen. Begreiflicherweise ver­langt die Selbstverleugnung irgend etwas Positives. Ich kann mich für meine Kinder aufopfern, aber dann muss ich Kinder haben, und sie müssen es nöthig haben; ich kann für irgend eine Idee ins Feuer gehen, aber doch nur unter bestimmten Bedingungen, u. s. f. Das Positive der Religion muss daher allgemeingültig sein, für Jeden und immer da sein. Es muss zugleich das für Jeden Werthvollste, das Höchste sein. Das aber wird Gott genannt: Hingabe an Gott ist die Re­ligion positiv ausgedrückt. Gegenstand des Handelns kann natürlich nur das Einzelne sein, aber dieses wird dann in Beziehung auf Gott gedacht: es geschieht allesum Gottes Willen. Was ihr dieser Geringsten