Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
einem gethan habt, das habt ihr mir gethan, sagt Christus. Im Grunde ist die buddhistische Auffassung, der sich Schopenhauer anschliesst, von der christlichen nur in den Worten verschieden, denn der Buddhist hat Mitleid mit allen Wesen, weil er in allen das ewige Wesen erkennt. Mag man auch an Stelle des Wortes Gottes Welt setzen, im religiösen Sinne ist kein Unterschied. Es ist bei der Beschaffenheit des menschlichen Intellects unvermeidlich, dass die Fassung des Positiven verschieden ausfällt, dass allerhand Irrthümer und Wunderlichkeiten vorkommen, dass die Leute auf sonderbare Weise ihrem Gotte dienen. Dabei zeigt sich nun, dass an dem Erfolge der Irrthum nicht viel ändert, weil das Negative immer dasselbe bleibt. Mag sich der Religiöse noch so seltsam gebärden, immer erreicht er eine Befriedigung, die auf keine andere Weise zu erlangen ist. Mit anderen Worten: das Negative, die Verneinung des Eigenwillens, ist die Hauptsache. Man darf deshalb Schopenhauer nicht zu sehr tadeln, wenn bei seiner Darstellung, die das Wollen überhaupt mit dem selbstsüchtigen Wollen vermengt, das Positive vernachlässigt wird, während es in der Wirklichkeit, da, wo die Verneinung vorkommt, nie fehlt. Wie Schopenhauer selbst hervorhebt, ist die Schilderung des Erfolges der Willensverneinung deshalb so schwierig, weil man sie eigentlich selbst erlebt haben müsste, wir Weltmenschen aber sie uns construiren müssen, das Thatsächliche nur vom Hörensagen kennen. Daher verweist Schopenhauer auf„die Betrachtung des Lebens und Wandels der Heiligen,