WATT
Ueber das vierte Buch.
Zustimmung Schopenhauers zur Lehre von der Prädestination und von der Gnadenwahl. Der richtige Kern dieser Lehre ist ja eben der, dass die Bedingungen des Heiles vor dem Individuum gegeben sind, nicht in seinem Belieben liegen. Es kann Einer zur Selbstverleugnung nur dann gelangen, wenn er mit den Bedingungen dazu geboren wird. Ob jene actuell wird, das hängt freilich von den Erfahrungen des Lebens ab, aber diese allein können den Erfolg nicht bestimmen.
Noch wären ein paar Worte über Schopenhauers Verurtheilung des Selbstmordes zu sagen. Sie ist bei seinen Voraussetzungen offenbar unberechtigt. Schopenhauer sagt: Der, der die Heillosigkeit der Welt erkannt hat, verneint den Willen, der Selbstmörder
aber bejaht ihn, denn er ist nur mit den Bedingungen seines individuellen Lebens unzufrieden. Es ist ersichtlich, dass dann, wenn Jemand, dem es persönlich ganz gut geht, sich tödtet, weil er die Ziellosigkeit alles Wollens erkannt zu haben glaubt, Schopenhauers Annahme nicht zutrifft. Auch die Behauptung, bei Verneinung des Wollens höre das Wollen auf, der Selbstmord aber setze ein lebhaftes Wollen voraus, kann nicht helfen. Denn Schopenhauer erkennt selbst an, dass die Verneinenden recht energisch wollen, er spricht davon, dass die Verneinung des Willens durch steten Kampf immer auf Neue errungen werden müsse. Glaubt jemand mit Schopenhauer, dass das Nichtsein besser sei als das Sein, so ist es eine Streitfrage, ob Weiterleben mit Askese u. s. w., oder Beendigung