Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
des individuellen Lebens zweckmässiger sei; will jemand durch die Askese an der Erlösung der Welt mitarbeiten, so kann der Andere das allgemeine Beste durch seinen Tod zu fördern glauben. Schopenhauers Voreingenommenheit führt ihn schliesslich zu der Behauptung, es sei tadelnswerth, wenn Einer sich erschiesse, aber lobenswerth, wenn er sich verhungern lasse, zu einer Behauptung, die man als reductio ad absurdum bezeichnen kann.—
Wir sind am Ende. Schopenhauers Verdienst ist, kurz gesagt, das, dass er das Wesen des Menschen im Willen erkannte, dass er die Aufgabe der Metaphysik in dem Wiederfinden des durch die innere Erfahrung Gegebenen in der nur als Vorstellung gegebenen Welt am Leitfaden der Analogie sah, dass er die Durchbrechung der Individualität durch das Mitgefühl als Wendepunkt auffasste und den Kern der Religion in der Selbstverleugnung um des Höchsten willen fand. Dadurch ist er zum Reformator der Psychologie, der Metaphysik und der Ethik geworden. Wie jeder Mensch schöpfte er theils aus dem Eigenen, theils aus Fremdem. Aus jenem kam ihm alles Gute, seine Irrthümer aber sind grösstentheils dadurch entstanden, dass er sich fremden Einflüssen unterwarf. Das Fremde in seinem Blute, Plato, Kant, die Inder, die französischen Materialisten, haderte mit ihm und störte die Entwickelung seiner Gedanken. Seine persönliche Schuld war die Zerreissung des Menschen in Intellect und Wille. Sein Charakter verleidete ihn zu manchen Schroffheiten und auch zu vorschnellen