Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
275
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Bemerkungen zur Farbenlehre.

Zusammenfassung dessen, was die unmittelbare Er­fahrung über die Farben lehrt. Nur darum handelt es sich, was wirkliche und Allen gemeinsame Erfahrung sei, und Besonnenheit, nicht besondere Kenntnisse fordert die Untersuchung.

Was ist Farbe? Die Funktion des Sehorgans. Wir nehmen nur mit dem Gesichte Farben wahr und unser Sehen ist nichts als Farbenwahrnehmung. Keiner sieht etwas anderes, als verschiedene, verschieden be­grenzte Farbenflecke. Licht sehen wir nicht, sondern Licht ist das, vermöge dessen wir etwas sehen. Sprechen wir von einem Lichte, so meinen wir einen irgendwie gefärbten Fleck, von dem Helligkeit aus­geht, d. h. in dessen Nähe es besonders hell ist, in dessen Nähe man mehr sieht. Leuchtet ein Ding nicht selbst, sondern spiegelt es die Helligkeit, so reden wir von Glanz. Die meisten hellleuchtenden Dinge sind weiss, und auch ihr Glanz ist weiss. Dass Weiss und Schwarz auch Farben sind, bezweifelt kein Un­befangener. Macht jemand Einwendungen, so muss man ihn auf die Sprache verweisen, denn in der Sprache liegt der Niederschlag aus unzähligen unbe­fangenen Beobachtungen vor uns. Es ist merkwürdig genug, dass unsere Sprache(und soviel wie ich weiss, alle Sprachen) von weisser und schwarzer Farbe spricht und doch die Farben im engeren Sinne abtrennt, z. B. eine weisse Wand farblos nennt. Immerhin überwiegt im Sprachbewusstsein die Auffassung des Weiss als Farbe. Blau und weiss ist der Himmel und der weisse Schnee ist die Farbe des Winters. Dass das Schwarz

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