Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
276
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Anhang.

eine Farbe sei, ist erst recht die natürliche Auffassung. Mit Unrecht sagt Schopenhauer, bei Finsternis oder Schwarz treteUnthätigkeit der Retina ein. Unthätig­keit wäre nicht Nichtsehen. Die Hand sieht nicht, das Auge aber sieht immer, so lange wie wir wachen. Dass es mit abnehmender Helligkeit dunkel und schliesslich finster wird, das ist eine Sache für sich. Das Schwarz der Nacht oder des geschlossenen Auges ist so gut eine Farbe wie das Schwarz meines Rockes.

In Schwarz und Weiss haben wir das erste Farben­paar vor uns. Dass die eigentlichen Farben Paare bilden, ist nicht ebenso deutlich, leuchtet aber doch jedem Unbefangenen bei näherer Betrachtung ein. Unsere Sprache hat nur für vier der eigentlichen Farben besondere Namen, nämlich für Roth und Grün, Gelb und Blau. Bedenkt man, dass es Rothgelb, Rothblau, Grüngelb, Grünblau giebt, aber nicht Rothgrün) oder Gelbblau, so sieht man, dass Roth und Grün, Gelb und Blau ein eigenes Verhältniss zu einander haben müssen. Dasselbe zeigt jede Farbentafel, da Ueber­gänge unmerklich von Roth zu Blau u. s. w. führen, Uebergänge zwischen Roth und Grün, Blau und Gelb aber nicht existiren. Stellt man die Abstufungen von Roth und Blau und von Roth zu Gelb neben einander, so erwacht der Gedanke, es möchten je zwei Schat­tirungen sich zu einander verhalten wie Gelb zu Blau.

*) Wenn A. v. Humboldt geschmackloserweise vonröth­lich grün gesprochen hat, so kann er nur gemeint haben, beide Farben seien neben einander, oder die eine sei wie ein Schleier über der anderen gewesen.