Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
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Bemerkungen zur Farbenlehre.

Ich glaube nicht, dass das natürliche Gefühl sich hier bestimmt ausspreche, aber es findet jedenfalls gegen die Auffassung, dass alle die unzähligen Ab­stufungen paarweise zu ordnen seien, nichts einzu­wenden.

Das Verhältniss der eigentlichen Farben zu Weiss und Schwarz ist so, dass mit ihnen alle in Verbindung treten können, so dass von Weiss durch röthlich Weiss, weisslich Roth, Roth, schwärzlich Roth, röth­lich Schwarz ein Weg zu Schwarz führt, und so bei allen Farben. Dabei ergiebt sich zugleich, dass jede Farbe ein Optimum hat, wo ihr nämlich weder Weiss noch Schwarz beigemengt zu sein scheint, wo sie am reinsten und lebhaftesten erscheint.

Im Gegensatze zu den anderen Farbenpaaren lassen sich Weiss und Schwarz durch Uebergänge verbinden. Diese Uebergänge haben einen besonderen Namen: Grau, und das Gleiche gilt von den Ueber­gängen zwischen Gelb und Schwarz: Braun. Diese sprachliche Auszeichnung rechtfertigt sich dadurch, dass Grau und Braun wieder zu allen anderen Farben hinzutreten können; Graublau, Braunroth u. s. w., und Mischungen bilden, in denen wir drei Farben unter­scheiden.

Soll Einer reine Farben zwischen Weiss und Schwarz ordnen, so wird er nicht daran zweifeln, dass Gelb dem Weiss, Blau dem Schwarz am nächsten steht, und dass Roth und Grün in die Mitte gehören. Ob das natürliche Gefühl die Abstände misst, etwa so, dass Roth doppelt so weit von Weiss abstehe als