140 Prenzlau(Geſchichte).
Urkunde des Herzogs Barnim von 12304.
Um das Jahr 1200 nahm die deutſche Koloniſation in Oſtelbien einen beſonders maͤchtigen Aufſchwung. Damals zogen in die Lande zwiſchen Elbe und Oder deutſche Einwanderer baͤuerlichen und buͤrgerlichen Standes, und ſo ging man daran, in Anlehnung an ſchon beſtehende befeſtigte Marktſiedelungen deutſche Staͤdte zu begruͤnden; der beruͤhmte pommerſche Chroniſt Kantzow hat ſpaͤter zu Luthers Zeiten in ſeiner „Pommerania“ erzaͤhlt, hauptſaͤchlich haͤtten„Sachſen“ Prenzlau und andere Staͤdte erbaut. Die Pommernherzoͤge, weit entfernt, dieſe Bewegung einzudaͤmmen, forderten fie vielmehr in ähnlicher Weiſe, wie auch polniſche Könige die Gründung deutſcher Städte, aus denen fie viele Einnahmen zogen, beguͤnſtigten. Am 27. Dez. 1234 beauftragte der Slawenherzog Barnim 8 Männer, darunter den Schultheißen Walter ſowie Paul von Stendal, Prenzlau als freie Stadt(libera civitas) auszubauen; fie ſollte die Freiheit von Magdeburg haben, d. h. in Verwaltung und Rechtsverfaſſung ſich nach dem Vorbilde jener um die Mitte des 10. Jahrhunderts emporgewachſenen Stadt richten. Mit 300 Hufen(zu je 20— 30 Morgen) wurde Prenzlau ausgeſtattet, 200 rechts und 100 links der Ucker, deren jede nach 3 Freijahren einen halben Vierding(kerto), d. h. den 4. Teil einer Gewichtsmark Silber, zu entrichten hatte. Die 8 Gründer erhielten zum Lohn je 10 Hufen ſowie ein Drittel der direkten Grundſteuern; zwei Drittel behielt ſich der Landesherr ſelbſt vor. Endlich, ſo beſtimmte Barnim, ſollten die Kaufleute(mercatores) in[einen Landen keinerlei Zoll zahlen. Dieſe Urkunde enthält nichts ungewoͤhnliches, ſondern iſt nach dem damals für das koloniale Deutſchland üblichen Schema abgefaßt; eine große Anzahl oſtelbiſcher Staͤdte wie z. B. Frankfurt a. O. und Landsberg a. W. wurden nach aͤhnlichen Grundſaͤtzen vom Landesherrn angelegt. Die ſieben in der Urkunde von 1234 ſiehe Siegel Abb. 119 neben dem Schultheißen genannten Maͤnner bildeten von nun an den Magiſtrat und waren im Stadtgericht die Beiſitzer und Urteilsfinder. So wurde von Anbeginn an die Verwaltung der Stadt auf feſte Grundlage geſtellt; ſicherlich iſt es dem zu verdanken, daß viele Hunderte von Urkunden, bis ins 13. Jahrhundert zuruͤckreichend, noch heute wohlgeborgen im Rathaus liegen.
Schnelle Entwicklung im 13. Jahrhundert.
Sehr ſchnell entwickelte ſich die Stadt nach 1234 beſonders auch in kirchlich er Hinſicht. In der weſtlich der Ucker aufſtrebenden Neuſtadt(nova civitas) erwuchs, unweit der alten, zwiſchen dem Uckerſee und dem großen Bruch gelegenen Ruͤbenburg, in einem den Überſchwemmungen ſehr ausgeſetzten Gelaͤnde ein Nonnenkloſter, deſſen Schutzheiliger, Biſchof Sabinus von Placentia, einſt der Legende zufolge die Einwohner ſeines Sprengels mit Erfolg gegen die Fluten des uͤber die Ufer getretenen Po geſchuͤtzt hatte. Am 7. März 1250 beſchenkte der Staͤdtegruͤnder Barnim, wie ſich aus einer zu Stettin ausgeſtellten Urkunde ergibt, die buͤßenden Schweſtern der hl. Maria Magdalena mit dem Patronat über die Marien⸗, Nikolai⸗ und Jakobikirche; Biſchof Hermann von Kamin erteilte 1251 dazu ſeine Beſtaͤtigung. Schon 1252 hielten es die Buͤrger für ratſam, die Getreide- und Geldabgaben Scheffel und Pfennige modia et denarios=), die fie der Marienkirche ſchuldeten, dadurch abzuloͤſen, daß fie der