Prenzlau(Geſchichte) 141
Pfarrkirche 2 Hufen Landes uͤbertrugen.— Damals drangen die askaniſchen Markgrafen von Brandenburg weit nach Norden vor. 1250 bereits erlangten ſie im Vertrag zu Hohenlandin von den Pommernherzoͤgen die Abtretung der geſamten Uckermark; an der zu Stettin ausgeſtellten Urkunde hängt das ſchoͤne Reiterſiegel des Herzogs. Ein Jahr darauf beſtaͤtigte Markgraf Johann J. unſerer Stadt die bisherigen Rechte, ſchenkte ihr den geſamten Ucker- und den halben Moͤllenſee, begnadigte fie mit Zollfreiheit gleich den Buͤrgern von Brandenburg und Berlin und mit dem Recht, frei Holz zu ſchlagen ſowie ihr„theatrum“(Kaufhaus) nach Gutduͤnken auszubauen und zu verwenden. Schnell wuchs der Wohlſtand. Schon 1282 zahlten die Bürger, als deren Vertreter die Schultheißen Konrad und Betheko ſowie die Schoͤffen Gerhard von Bismarck, Heinrich Rufus und andere erſcheinen, den Markgrafen Konrad und Otto 1461 Mark Silber(zu je 233 9, d. h. nach heutigem Gelde viele Hunderttauſende von Mark, und erwirkten dafuͤr die Feſtſetzung der nach Ablauf von 5. Freijahren an den Landesherrn zu zahlenden direkten Steuern auf jährlich 100 Mark, ſowie die Zu— ſicherung freier Schiffahrt auf dem Unterſtrom nach Paſewalk zu. Noch durch manch anderes Privilegium, z. B. Erteilung einer Apothekenkonzeſſion fuͤr den Buͤrger Walther im Jahre 1303, bezeugten die Askanier, wie wohlgeſinnt ſie den Buͤrgern waren. 1282 verzichteten fie auf das Recht, willkuͤrlich an die Spitze der Buͤrger einen Schulzen zu ſetzen und geſtatteten 1287 der bis dahin nur mit Paliſaden umwehrten Stadt, ſich mit ſteinernen Mauern zu umgeben. Damals bereits hatten ſich die unter den beiden Schulzen Johann und Beteko ſtehenden Schoͤffen und Ratmannen zu einem Kollegium vereinigt, und zwar waren die Ratmannen, ſoeben erſt neu hinzugetreten und im Gegenſatz zu den lebenslaͤnglichen Schöffen nur auf ein Jahr gewählt, mit der Polizei und der Aufſicht über den Markt betraut. Bald bildete ſich ein ſtaͤdtiſches Patriziat heraus, denn die 12 Ratmannen und Schöffen entſtammten einem engen Kreis von Familien und unterſtanden keinerlei Beaufſichtigung ſeitens der niederen Buͤrgerſchaft. In ſchwierigen Rechtsfaͤllen pflegten Rat und Schoͤffen ſich Auskunft bei den Magdeburger Schoͤffen zu holen, ſo z. B. im April 1339 in Angelegenheiten der Schuldforderungen des Rule von Angermuͤnde.
Ähnlich wie in ſo vielen anderen oſtelbiſchen Staͤdten, z. B. Brandenburg und Berlin Koͤlln ließen ſich hier ſchwarze und graue Mönche, Dominikaner und Franzis= kaner, nieder und zwar unmittelbar an der Stadtmauer.
Die Hanſeſtadt behauptet ſich in fehdereicher Zeit.
1320 erloſch das Geſchlecht der Askanier. Eine Zeit voller Wirren und Kriege brach an. Die Prenzlauer ſollten Gelegenheit erhalten, ihre Wehrhaftigkeit zu er— weiſen. Die Stadtmauern waren ſo ſtark, daß der Landadel von vornherein der Stadt gegenuͤber wenig auszurichten vermochte. Weit auf das platte Land hinaus dehnten die trotzigen Buͤrger ihren Einfluß aus, im Bunde mit den Nachbarſtaͤdten Paſewalk und Templin ſowie den Herzoͤgen von Pommern. Der Handelsverkehr entwickelte ſich, dadurch beguͤnſtigt, daß ſich hier drei, wahrſcheinlich ſchon uralte Wege ſchnitten. Zuerſt der ſchon oben erwaͤhnte, von Stettin aus uͤber Prenzlau und Templin weiter