Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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142 Prenzlau(Geſchichte)

nach Suͤdweſten ziehende Koͤnigsweg, ſodann die alte Straße, die vom Süden her (Angermuͤnde) uͤber Prenzlau und Strasburg nach Mecklenburg fuͤhrt und endlich als dritter der über Blindow und Dauer führende Weg nach Paſewalk, der wirkſam durch die Waſſerverbindung auf dem damals ſchiffbaren Uckerſtrom ergaͤnzt wurde. Gleich Berlin und Frankfurt a. O. trat Prenzlau der Hanſe bei, wie aus dem zu Wismar vereinbarten Hanſe⸗Rezeß vom 10. Auguſt 1368 hervorgeht. Auch die Seeſchiffahrt hatte für die Stadt Bedeutung, denn fie ließ ſich für ihre Waren bereits 1320 zollfreie Fahrt auf der Uckerbed in dat Haff ſowie Durchfahrt durch den Sund gewaͤhrleiſten.

Die Landesfuͤrſten unterſtuͤtzten die Staͤdte im Kampfe gegen den Adel. Mark­graf Ludwig der Wittelsbacher beſtimmte 1324 beiſpielsweiſe, daß in einer Entfernung von 3 Meilen von Prenzlau kein feſtes Schloß oderBorchfrede ohne der Bürger Erlaubnis erbaut werden durfte, und wenn es geſchaͤhe, ſo ſollten ſie die Macht haben, das Bauwerk niederzureißen. Daraufhin zogen die Prenzlauer 1331 gegen die Ritter Benz zu Felde, die eine Meile von der Stadt die Burg Hindenburg errichtet hatten, nahmen die Gebrüder Konrad und Woldemar gefangen und noͤtigten fie, die Burg bis auf den Grund(kunditus) zu zerſtoͤren und dem Rate 10 Mark Silber zu zahlen; für ihre Feinde hatten die Bürger eigens einen duͤſteren Keller, wahrſcheinlich unter dem Rathaus, eingerichtet, und noch 1438 klagte Ritter Raven, daß erimme duͤſtere Kelre etlicke tyd geligen. Der falſche Waldemar, im Bunde mit den Herzoͤgen Rudolph und Otto von Sachſen und dem Grafen Albrecht von Anhalt, ſuchte durch Erteilung von Privilegien Anhaͤnger zu gewinnen. Beſonders wurde Prenzlau mit Gnaden bezeugungen uͤberſchuͤttet und erhielt 1348 alle in der Stadt gelegenen Muͤhlen zu rechtem Eigentum, ferner auch den Hof(curiam) nahe bei dem Kloſter der Predig er­moͤnche. Endlich wurden auch 1350 die in der Stadt wohnenden Juden von Waldemar ſamt allen ihren Abgaben der Stadt freigiebig übertragen. Waldemar und feine Bundes­genoſſen bekriegten damals den Biſchof Johann von Kamin. Als die Truppen der Askanier heranruͤckten, um den Kirchenfuͤrſten fuͤr die Einaͤſcherung der Stadt Schwedt zu beſtrafen, erhielten ſie in Prenzlau Herberge. Daraufhin belegte Biſchof Johann die Stadt mit dem Bann und beraubte fie des Rechtsmittels der Appellation. Feier lich legten Rat und Schoͤffen am 1. April 1351 vor dem heiligen Stuhl hiergegen Ver­wahrung ein. Schon laͤngſt prägte die Stadt ihre eigenen Münzen, und das Muͤnz bild auf den Vinkenaugen des 14. Jahrhunderts, naͤmlich Helm und Buſch, entſpricht ſpaͤteren Siegeln der Stadt; das aͤlteſte Stadtſiegel mit der Umſchrift Sigillum Burgen sium de Prinalam zeigt den geſpreizten maͤrkiſchen Adler(Abb. 120.

Das Landbuch Kaiſer Karls IV. von 1376 berichtet, daß damals die von der Stadt den Markgrafen zu leiſtende Orbede im Betrag von 100 Mark Silber jaͤhrlich ebenſo wie die oberſte Gerichtsbarkeit und landesherrliche Muͤhlen im Pfandbeſitz der Stadt waren. Große Kapitalien haͤuften ſich in den Händen der Bürger an, und die prächtig von ihnen ausgebauten Kirchen zeugen noch heute von der Groͤße jener Tage. Fromme Buͤrger ſtifteten mit Vorliebe Altaͤre; ſo wird berichtet, daß der Arzt Johannes von Braunſchweig 1323 eine Altarſtiftung in der Marienkirche machte. Die Handwerker ſchloſſen ſich zu Gewerken zuſammen, deren alte Siegel ſich zum Teil erhalten haben