Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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ES

Prenzlau(Geſchichte). 149

die Schweden , die ſich im Dezember 1674 wieder eingeniſtet und im Auguſt 1675 das geſamte altſtaͤdtiſche Vieh ausgeraubt hatten, mit ſeinen wackeren Truppen aus dem Lande gejagt. 1686 wurden Rathaus, Kirche und Schule von 3 kurfuͤrſtlichen Kommiſſaren genau unterſucht; eine große Neuordnung folgte, die ihren Niederſchlag in dem vom Landesherrn am 25. Januar 1689 beſtaͤtigten Rezeß fand. Die Schulden wurden in Form eines Zwangsvergleichs geregelt, und alle Forderungen, fuͤr die keine unanfecht­baren Beweiſe vorlagen, fielen aus. Dieregulierten Schulden erreichten freilich noch immer eine Höhe von rund 43 000 Talern, die vorerſt mit 3* verzinſt und von 1696 an getilgt werden ſollten. Auf Grund der Kaͤmmereirechnungen haͤngten die Kommiſſare dem Rezeß einen Normalhaushaltsplan an, der in Einnahmen und Aus gaben mit etwa 2000 Talern abſchloß. Von der Zeit des Großen Kurfuͤrſten an wurde an den Toren der Stadt von allen eins und ausgehenden Waren eine neue Steuer, die Akziſe, erhoben. Wenn fortan die Befeſtigungen nur noch geringe militaͤriſche Be­deutung hatten, ſo legte dennoch die Regierung auf ihre Erhaltung großen Wert, weil fie zur Kontrolle des Verkehrs und zur Verhuͤtung vonAkziſedefraudationen dienten. Inzwiſchen hatte die ſtaͤdtiſche Bevölkerung erwuͤnſchten Zuwachs erhalten, denn aus Frankreich vertriebene Hugenotten zogen auf Einladung des Großen Kur­fürften 1686 und 1687 herbei; auch einige Pfälzer folgten. Die Kirche des Hl. Geiſt= Hoſpitals ward ihnen für ihren reformierten Gottesdienſt eingeräumt. Auf 15 Jahre erhielten ſie Befreiung von allen Steuerlaſten, und zur Anlegung von gewerblichen Unternehmungen wurden ihnen Gelder zur Verfuͤgung geſtellt kurz, alles geſchah, um fie fo ſchnell wie möglich an ihre neue Heimat zu feſſeln. Ihrem franzoͤſiſchen Richter unterſtehend, führten dieRefugies ihre eigenen Buͤrgerliſten und ſtellten gewiſſer­maßen eine Sondergemeinde dar. Aus den Edelleuten bildete der Große Kurfuͤrſt bereits 1687 zwei praͤchtig uniformierte, berittene Kompanien vongrands mous­quetaires, deren eine in Prenzlau ihr Standquartier hatte, aber ſchon von Koͤnig Friedrich Wilhelm J. aufgeloͤſt worden iſt. Als Koͤnig Friedrich J. im Jahre 1704 die Stadt beſuchte, waren wiederum 620 Haͤuſer bewohnt. Wuͤſte Stellen gab es nur noch 70. An deutſchen Einwohnern zählte man rund 3000, dazu kamen etwa 450 Fran­zoſen und Pfaͤlzer. Auf dem Prenzlauer See hielt der Herrſcher mit ſeinem Gefolge eine große Schwanenjagd ab. Zum Andenken daranbegnadigte er 1705 die Stadt mit dem durch einen Schwan vermehrten Wappen, das der Heraldiker Probſt Speener genau erläutert hat(Abb. 125). Seit 1685 erhielt das neugebildete 12. Regiment Infanterie hier Standquartier. Der erſte Chef war Markgraf Philipp Wilhelm von Schwedt. Ihm folgte von 1711 bis 1741 der ſog.tolle Markgraf Heinrich; er wohnte in der Uckerſtraße, die ihm zu Ehren den Namen Prinzenſtraße erhielt. Die Neuſtadt, die bisher offen geweſen war, wurde 1714 mit Paliſaden umgeben,um dadurch mehrere Quartiere zu gewinnen und die Deſerzion zu verhuͤten(Seckt). 1734 erfolgte wiederum eine Neuordnung der Verwaltung durch koͤnigliche Kriegs und Domaͤnenraͤte. Laut rathaäͤuslichem Reglement von 1734 beſtand das Ratskollegium fortan aus dem Direktor, 2 Buͤrgermeiſtern, dem Kaͤmmerer und Skonomieinſpektor, 4 Senatoren(davon 2 aus der franzoͤſiſch en Kolonie), Sekretär und Regiſtrator. Sitzungs­