Abb. 134. Prenzlau. Am Mittelgraben.
Die Stroh, jetzt Wilhelmſtraße, die vom Kühhtor oſtwaͤrts fuͤhrt, war, wie ihr Name andeutet, in früherer Zeit vor allem mit landwirtſchaftlichen Gebäuden beſetzt; es lag dort in der Nähe des Blindowſchen Tores die Ratsziegel- und Kalkſcheune, an deren Stelle nach einem Brande von 1593 ein neuer Stadthof mit der Marktmeiſter— wohnung trat. An der Ecke nach der jetzigen Friedrichſtraße treffen wir ſodann die Jakobikirche mit ihrem Kirchhof; ein früher von hier oſtwaͤrts nach der Mauer führender Gang,„In der Helle“ genannt, iſt jetzt verſchwunden.
Vom Jakobikirchhof erſtreckte ſich ſeitwaͤrts die Bauſtraße, urſpruͤnglich nur bis zur Roß(der jetzigen Vinzent⸗)ſtraße, waͤhrend ihre ſuͤdliche Verlängerung den Namen Papendieck(= Pfaffendamm) führte. An ihrer Kreuzung mit der Roßſtraße lag bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts noch eine dritte Pfarrkirche, St. Johannis, ein ſtattlicher Bau mit Turm; ſie ſtuͤrzte infolge langer Vernachlaͤſſigung ein und wurde nach ihrem Abbruch i. J. 1749 durch das Magiſtratswitwenhaus erſetzt. Von dieſer Ecke führte gegen die Mauer hin ein Gang, der 1311„vicus preconis“(Ratsbote), ſpaͤter„Scharfrichtergang“ hieß, nach den Wohnungen der Ratsbedienſteten. An der Weſtſeite des Papendiecks liegt ſeit dem 18. Jahrhundert der Stadthof mit der Ratsſcheune.
Folgt man von hier aus dem Zuge der Mauer nach dem Steintore, ſo findet man in deſſen Naͤhe die Stelle des ehemaligen Hirtenhauſes. Hier beginnt an der Mauer der Uckerwieck, an welchen das Gebiet des ehemaligen Dominikanerkloſters, jetzigen Kranken- und Armenhauſes, heranreicht. Es iſt der hoͤchſtgelegene Teil der Stadt und ohne Zweifel die Stelle der ehemaligen landesherrlichen Burg. Nordwaͤrts reihte ſich einſt daran der Friedhof der Nikolaikirche, der ſamt der Kirchenruine ſeit dem 18. Jahr— hundert großenteils von Kaſernen umſchloſſen wird. Er ſtoͤßt im Weſten an die Schulzen— ſtraße, in welcher dicht dabei das Salzhaus lag. Der ſuͤdliche Teil der Prinzen— ſtraße, der ſich noch heute durch ſeine breite und terraſſenfoͤrmige Anordnung des