Prenzlau Cakobikirche: Baugeſchichte). 207
Zweite Bauzeit. Sie betrifft ausſchließlich den in zwei Jochen gewoͤlbten Anbau an der Nordſeite des Chores, welcher unmittelbar an das Schiff anſchließt und jetzt als Vorhalle dient. Er hat nicht nur nach der Kirche eine kleine Tur, ſondern auch von außen her ein Portal mit reich profiliertem Gewaͤnde. Ein mit zierlichen Pfoſten und Maßwerk von Sandſtein ausgeſetztes Spitzbogenfenſter(Abb. 176) führt von Norden reichliches Licht ein, waͤhrend die Oſtwand urſpruͤnglich geſchloſſen blieb. Nach alledem ſcheint der Anbau nicht ſowohl als Sakriſtei, ſondern vielmehr als Nebenkapelle er— richtet zu ſein. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß der Marienaltar, von deſſen Errichtung wir beim Jahre 1299(Riedel XXI, S. 150 und 406) hören, hier geſtanden hat und dieſer zierlich ausgewoͤlbte Raum urſpruͤnglich als Marienkapelle gedacht war.) Der 8 Stilcharakter ſeiner Formen, das a A= bereits erwaͤhnte Fenſtermaßwerk, SE Hs das reiche Stabwerk des Tür- ZT. gewaͤndes, die gebuͤndelten Staͤbe A. 3 .
der Rippen ſowie das fruͤhgotiſche, SE aus Eichen⸗ und Ahornblaͤttern ger,. beſtehende Ornament der Konſolen. Abb. 176) gehören in der Tat dem SA Ende des 13. Jahrhunderts an und wuͤrden die Entſtehung des Anbaus zur Zeit der Altarſtiftung beſtaͤtigen. Daß der Anbau urſpruͤnglich nur die zwei weſtlichen Joche, d. h. die jetzige Vorhalle umfaßte, beweiſt nicht nur der abweichende Stil der Einzelheiten der heutigen Sakriſtei oͤſtlichẽ daneben, ſondern auch ein im Dachboden erhaltenes Stuͤck Geſims, das die nunmehrige Scheide— Abb. 177. Prenzlau. Jakobikirche.
wand als urſpruͤngliche oͤſtliche Giebel der ſüdl. Vorhalle. Umfaſſungsmauer erweiſt.
Die architektoniſchen Einzelheiten der vermutlichen Marienkapelle erinnern uͤber— dies ſehr an die entſprechenden des Dominikanerkloſters. Dieſer Orden gelangte gegen Ende des 13. Jahrhunderts auch in Prenzlau zu beſonderer Bedeutung, und ſeinem Einfluſſe ſowie dem Predigteifer der Bruͤder iſt es wohl zuzuſchreiben, daß um dieſe Zeit auch in der Jakobikirche der Gebrauch der Predigt eingefuͤhrt wurde. Das ver—
1) Auch die bei Riedel(XXI, 101) angeführte Urkunde von 1299 bezieht ſich allem Anſchein nach auf die Stiftung desſelben Altars, für welche die Ausdrücke construere und edificare gebraucht ſind, die einen beſonderen Kapellenbau für dieſen Altar wahrſcheinlich machen.