zwei dieſer Buden in den Rathausakten ſpricht von einem„Gange“, in dem noch in den Jahren 1619 und 1687 die Gerichte,„wenn Delinquenten verurteilt werden, ihre gehegte Bank halten“ und den die Beſitzer verpflichtet wurden fuͤr dieſen Zweck inſtandzuhalten; er iſt vielleicht identiſch mit dem„Mordgaͤßch en“, welches auch die Budenreihe ungefaͤhr in der Mitte durchkreuzte. Darnach iſt zu vermuten, daß dieſe Stelle die altherkoͤmmliche Stätte des„Notdings“ war.
In der zweiten Haͤlfte des 14. Jahrhunderts nahm man eine Erweiterung des Rathauſes vor durch einen Anbau, der ſich oͤſtlich an das alte ſchloß und fortan die Bezeichnung das„Neue Haus“ führte. Über ſeinen Umfang gibt vielleicht der Umſtand einigen Aufſchluß, daß noch im jetzigen Keller die Quermauer weſtlich vom Riſalit ſich durch ihre bedeutende Stärke von 5 Fuß vor allen andern auszeichnet; ſie kann wohl nur entweder die eigentliche Endmauer des aͤlteſten Rathauſes oder die Ruͤckwand einer etwaigen, analog der ſpaͤter angelegten Gerichtslaube geweſen ſein. Über den beſonderen Zweck des X „Neuen Hauſes“ laͤßt ſich nur inſoweit urteilen, als ſein noch im gegenwaͤrtigen Bau enthaltener Oſtteil daruͤber Aufſchluß gibt. Er entſpricht vollkommen den Anlagen, die wir ſonſt an maͤrkiſchen Rathaͤuſern für die Zwecke der Verwaltung und z Rechtſprechung finden und enthielt ohne Zweifel im Erdgeſchoß die Gerichtslaube, im Obergeſchoß die Ratsſtube. Damit. ſtimmt auch die Stellung des Rolands in naͤchſter Naͤhe, LM ſuͤdoͤſtlich von hier, uͤberein. J n
Im Keller des Oſtteiles des ehemaligen„Neuen Hauſes“ (Abb. 237 finden wir zunaͤchſt am Suͤdende der Oſtſeite den Abb. 238. Prenzlau. Hauptkellereingang, deſſen Tuͤrausbildung zwar ſtark veraͤndert Rathausturm von 1602. iſt, deſſen breite, aus Feldſtein gemauerte, in geradem Lauf ö. dem War hinabfuͤhrende Treppe indeſſen noch wohlerhalten iſt. An k ö. ihrer linken Seite iſt eine Niſche zur Aufſtellung der Laterne oder von Kerzen ausgeſpart. Die Treppe bildete den Zugang zum großen mittelalterlichen Rats- und Lagerkeller, von dem freilich nur noch die Anſaͤtze feiner Gewoͤlbe erhalten find. Aus ihnen erkennt man, daß dieſe faſt 2m tiefer als die jetzigen lagen, aber ſchon ebenſo wie ſie eine Teilung nach der Breite in drei Foche reihen beobachteten, im Gegenſatz zu den meiſten andern Rathausbauten, deren Gewoͤlbeſyſtem meiſt nur zweiteilig durchgeführt war. Der Teil noͤrdlich von der Hauptkellertreppe enthielt Buͤrgergewahrſame in einer aͤhnlichen Anordnung, wie ſie auch im Neuſtaͤdter Rathaus zu Brandenburg erſch einen. Zu ihnen fuͤhrte von Norden her eine kleine Nebentreppe in der Mauer, und zwar zunaͤchſt zu einem kleinen Vorplatz, an dem eine obere Gefaͤngniszelle in halber Hoͤhe lag, unter der wir noch eine zweite, tiefer gelegene, jetzt aber vermauerte vielleicht annehmen koͤnnen. Der mittlere Teil zwiſchen ihr und der großen Kellertreppe, ein mit Tonnengewoͤlben uͤberſpannter Raum, diente anſcheinend dem gleichen Zwecke. Weiter weſtwaͤrts
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