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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
Entstehung
Seite
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sprachige und vielseitige Bibliothek enthielt, und links vor dem Fenster ein kleiner Tisch, mit einem Stuhl, worauf der Fremde sich zu setzen hatte. Spinoza holte sich einen anderen Stuhl heran.

Ich freue mich, Sie zu sehen, Herr Leibniz , sagte Spinoza höflich, doch nicht ohne eine merk­liche Zurückhaltung, wir kennen schon jeder ein Stück vom anderen, und man soll nicht im An­fang stehen bleiben.

Die Freude ist auf meiner Seite, Herr Spinoza , antwortete Leibniz um so höflicher, und obschon er sich sagte, daß ihm alles daran gelegen sei, die­sen Mann für sich zu gewinnen und zu erwärmen, fürchtete er doch, sich etwas zu vergeben, wenn er nicht auch einige Kühle mit einem gerade noch erkennbaren Vorwurf durchschimmern ließ: Ich habe ja fast seit Jahren versucht, mit Ihnen zu­sammenzukommen, bis es mir nun endlich gelang.

Ich weiß, erklärte Spinoza mit der natürlich­sten Offenheit, aber ich hatte kein Zutrauen zu Ihnen.

Leibniz beherrschte sich, um nicht sichtlich zu­sammenzuzucken. Er durfte nicht eingestehen, ‚daß er getroffen war. Er mußte die erste Klippe des lang erwarteten Gespräches überbrücken, ehe Spinoza merkte, daß er selbst, Leibniz , kein Ver­