Während er erzählte, leise, mit seiner hohen, feinen, freundlichen Stimme, in klugen, andeutenden, wohlgesetzten Worten, während er unmerklich den einfachen, schuld- und ränkelosen, Erkenntnis suchenden Knaben Gottfried Wilhelm Leibniz hereinzog und an die Stelle des diplomatischen, die Erkenntnis des Anderen suchenden, gelehrten kurfürstlichen Rates Leibniz in dieses. dürftig ausgestattete Philosophenzimmer setzte, während er mit einem fast gerührten Lächeln der Erinnerung die kühnen, schönen Anfänge seiner Jugend heraufbeschwörte, bohrte dennoch der Stich des Mißtrauens weiter in ihm, und halb bewußt fragte er sich wieder und wie
der: warum?
Er sprach von der Universität Altdorf , wo man ihn gefeiert hatte, als er promovierte, doch warum er darauf die Professorenwürde ausgeschlagen, konnte er nicht sagen. Er war unstet von Kindheit an. Als er den Kurfürsten von Mainz kennen lernte und als Rat in dessen Dienste trat, fühlte er, wieviel mehr ihm das höfische Leben mit seinen Geheimnissen und Intrigen, mit seinen Glücksfällen und äußeren Erfolgen entsprach als das Dachkammerleben der Gelehrten oder die Kathederlaufbahn des Lehrers. Er sprach von den Erlebnissen zwischen Altdorf und dem Mainzer
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