glauben, wie sie einem geschickten, begabten, erfolgreichen Staatsmann vom Range des jungen Leibniz zutrauen können! Aber sein Verdacht wäre nur um so größer gewachsen, denn angenommen selbst, daß diese Fabel glaubhaft erschienen wäre, so war es doch noch zweifelhaft genug, ob wirklich die Vaterlandsliebe oder nur die Ehrsucht, die Sucht, bei dem größten König Europas Karriere zu machen, Leibniz zu seiner Abenteuerlichkeit bestimmt hatte. Und die Ehrsucht dieses Mannes bemerkte Spinoza allerdings. Leibniz konnte sie nicht verhehlen. Er konnte ihr nur durch den Schliff seines Auftretens, durch die Noblesse seiner Gesten, durch die Eleganz und Sicherheit seines Gebahrens den Anschein von Souveränität geben. Auch seiner Haltung merkte man an, daß er in Paris gelebt hatte. Und es war vieles unheilvoll, was aus Paris kam, dachte Spi noza .
Er wiederholte sich in Gedanken noch einmal die Strecken, die Leibniz auf dem Weg bis in dieses Zimmer zurückgelegt hatte. Auch Leibniz , der als Mathematiker schon einen Namen hatte und als Philosoph, Jurist, Staatsmann sich bereits einen Namen machte, auch Leibniz , dessen vielseitige Genialität selbst beider Freund Tschirnhaus zu rühmen wußte, hatte Spinozas„Theologisch
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