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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
Entstehung
Seite
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einen zeremoniösen Pomp von den Palästen und Spiegelsälen, in denen man sie inszenierte, einen Parfümgeruch von den Frauen, die dahinter stan­den, einen Trommelklang von den Schlachtfeldern und die phantastische Nüchternheit von Landkar­ten. Politik war ein Schachspiel, worin die Kö­nige und Königinnen an den entscheidenden Stel­len standen, das aber die kleinen Offiziere aus dem Hinterhalt entschieden. Die Fürsten und Dynastien standen im Vordergrund, aber die un­sichtbaren Waffen wurden von den lächelnden und rechnenden, schnüffelnden und tüftelnden, verhandelnden und verdrehenden Diplomaten. ge­führt, von denen einer er selbst, Leibniz, war, zwischen denen es Feindschaften und Bündnisse gab und eine Geheimsprache, in der man sich mit Phrasen über Tod und Leben von Tausenden, mit Floskeln über Hab und Gut von Millionen und mit Anekdoten über seine Fürsten verstän­digte. Von der Politik aus war das Leben ein Wettrennen um Land, Siege und Geld, dachte Leibniz, und doch lächelte er nicht zynisch, als er es gewahr wurde. Aber mußte man das Leben nicht nehmen, wie es war?

Man müßte sich einigen, was Politik ist, dachte Spinoza. Er verstand kein Vorrecht bestimmter Personen darunter, sondern das Verhältnis der