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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
Entstehung
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Einzelnen zur Gemeinschaft und der Gemein­schaften untereinander. Da er in Holland aufge­wachsen war, so erschien ihm die Vormachtstel­lung von Fürsten nicht als etwas Unumgängliches. Sobald die Politik nicht dem großen Ganzen diente, war sie nicht vernünftig. Das Glück, das aus der Erkenntnis der Vernunft strömt, allen Menschen zu verschaffen, war die Aufgabe des großen Ganzen. Und wenn die Wirklichkeit der Vernunft entsprach, war die Politik im rechten Stande. Aber wie konnte Willkür oder Bevor­rechtung Einzelner der Vernunft entsprechen? Die Gleichheit der Bürger, die Gleichheit, mit de­ren Beseitigung auch das Leben untergeht, kann nicht bewahrt werden, sobald das Recht des Ein­zelnen nicht durch ein öffentliches Gesetz zu Gun­sten aller beschränkt ist. Die so durch Gesetze geschützte Gesellschaft ist der Staat, und seine Glieder sind Bürger des Staates. Der Staat aber ist nicht imstande, die Rechte der Individuen auf­zuheben, noch darf er in ihr inneres Leben ein­dringen. Die Überzeugung des Menschen, die Liebe zu Gott, Religion und Erkenntnis sind kein Teil des politischen Mechanismus. Geistesfreiheit oder Geistesstärke ist die Privattugend der Men­schen, Sicherheit ist die Tugend des Staates. Die Sicherheit aber, die am leichtesten und förder­

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