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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
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zösischen Händen! Aber noch während er diese letzte Verteidigung ausspricht, hat man schon seinen Bruder Cornelius von seiner Seite gerissen und auf ihn losgeschlagen. Jan de Witt will ihm zu Hilfe kommen, er will sich einen Weg bahnen, er geht einige Schritte auf ihn zu, in die Menge hinein, da fällt ein Schuß, und er stürzt getroffen zu Boden. Damit hat der Pöbel nicht genug, der Blutrausch beginnt erst, die Mordlust rast jauch­zend über den Platz, man stürzt sich auf die ster­benden Brüder, man trampelt auf ihnen herum, man stiehlt, was sie bei sich haben, man reißt ihnen die Kleider vom Leib, man trägt die Toten im Triumph zum Galgen, man hängt sie jubelnd, man reißt sie wieder herunter, man mordet die Leichname noch einmal, man zerfetzt mit Mes­sern die blutenden Leiber, man schlägt sich um die Fleischstücke.

Erschöpft hielt Spinoza wieder inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn, und seine tiefe, weiche Stimme fuhr in der monotonen, öfter stockenden Weise fort, in der er diesen aufrüh­renden Bericht begonnen hatte: Sie waren von der Mordsucht und den damit losgebrochenen Lei­denschaften so ganz besessen, daß sie nicht wuß­ten, was sie taten. Sie hatten sich zu allen Nieder­lagen von den Franzosen nun von sich selbst die

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