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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
Entstehung
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aus vornehmen und prächtigen Anzug herunter und spiegelte sich in den silbernen Schnallen sei­ner Schuhe.

Das Surren das Schleifrades hörte für einen Augenblick auf. Aber noch ehe es wieder begann, hatte Leibniz wie ertappt einen Schritt auf den Tisch zu getan und sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt. Er starrte mit leeren Augen auf das erste Blatt des großen Manuskriptes und konzentrierte sich mit Mühe. Er sagte sich, daß dies also das ge­heimnisvolle Werk wäre, das nur den Vertrauens­würdigsten zum Einblick überlassen würde. Also hatte ihn Spinoza endlich seines Vertrauens wert befunden. Oder er fürchtete keinen Vertrauens­bruch mehr, er nahm sich nicht mehr in Acht, wie auch sein Freund Jan de Witt sich nicht mehr in Acht genommen hatte. Es wäre besser, wenn man Spinoza hätte bitten können, das Manuskript mit­zunehmen, um es in Ruhe in ein paar guten Stun­den zu lesen. Aber da Spinoza ihm vertraute, glaubte Leibniz nicht bitten zu können oder zu sollen.

Ethik, las Leibniz ,Auf geometrische Weise begründet. In fünf Teilen, welche handeln: Von Gott . Von der Natur und dem Ursprung der Seele. Von dem Ursprung und der Natur der Affekte. Von der menschlichen Knechtschaft oder

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