Druckschrift 
6 Höhendörfer im Kreise Oberbarnim : zur Heimatgeschichte von Trampe, Klobbicke, Tuchen, Heckelberg, Freudenberg, Beiersdorf / Im Auftrage des Kreisausschusses des Kreises Oberbarnim bearbeitet von Rudolf Schmidt, Eberswalde
Seite
126
Einzelbild herunterladen

Silber legte Meister Müller nicht viel Wert, denn der ganze Schmuckschatz belief sich nur auf 16 Taler. Er be­stand aus alten Taler- und Guldenstücken, aus gold. gewirften Schuhschnallen und Mantel­hafen, sowie silbernen Knöpfen. Dieſe Gegenstände gehörten zu der damals noch im Oberbarnim getragenen eigenartigen Tra ch t.) Im Kleiderspind befanden sich fattunene Stöprofenanzüge, Kamelotten­Röcke und Jacken, Aaßne- Mäntel und Pelzjacken, Haus­röcke, und in der Truhe seidene Tücher, Leinwand- und Drellschürzen, sammetne Handschuhe, sowie endlich gold­und silbergestickte Müzen, insgesamt für 158 Taler. Leinenzeug war für 50 Taler vorhanden, und in den ,, nußgemachten Betten" fehlten Pfuhl und Keps­tissen nicht. Heute gänzlich unbekannte Hausgeräte gab es in der Wirtschaft, so der Urvater( Wanduhr), Schemel, 3ober, Spinnräder, Heuerlade usw., der vielen eigen­artigen Kisten und Kasten gar nicht zu gedenken. Kupfer­und Zinnsachen spielten noch eine Hauptrolle, ebenso ,, Glas und Erden"( d. h. irdenes) Zeug- Wuchthafen und Dreifüße stehen heutigentags auch nur noch in Museen. Des Müllers Hab und Gut an Büchern stand mit einem ganzen Taler zu Buch, Zeitungen las er nicht- die brauchte man damals noch nicht so notwendig wie heute. O du gute, alte Zeit! Jetzt gehört die Mühle dem Bäckermeister Friedrich Hilliges.

-

Eine angesehene Stellung nahm von jeher auch der Schmied im Dorfe ein. Nach dem Revisionsprotokoll von 1678 bekommt der Schmied an Lohn 1 Wispel 23 Schock Roggen und dann das Pfenniggeld". Dafür hatte er den Bauern die landwirtschaftlichen Geräte zu schärfen, weshalb die Roagenabgabe auch das Schärf­forn hieß. 1750 wird Meister Johann Diemert als Erb, Huf= und Waffenschmied genannt. Seit langer Zeit gehört die Schmiede der Familie Hübner, gegenwärtig dem Schmiedemeister August Hübner.

6. Kirche, Pfarre und Schule

Die anscheinend aus dem 13. Jahrhundert stammende Dorfkirche ist in ihren Verhältnissen sehr groß angelegt. Der reich gegliederte Granitquaderbau ist eins der

66) vergl. Rudolf Schmidt, Die Oberbarnimer Tracht in Oberb. Kreiskalender 1923, S. 97.

126