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6 Höhendörfer im Kreise Oberbarnim : zur Heimatgeschichte von Trampe, Klobbicke, Tuchen, Heckelberg, Freudenberg, Beiersdorf / Im Auftrage des Kreisausschusses des Kreises Oberbarnim bearbeitet von Rudolf Schmidt, Eberswalde
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Vor der Tür ſchon umfaßt der neugebackene Eheman ſeine ihm ſoeben angetraute Frau und beginnt den Tan mit ihr, vorausgeſetzt, daß ein freier Platz zum Tanz da iſt. Die anderen Burſchen ſuchen ſich je nach Gefalle dann ebenfalls ein Mädchen aus, das ſie ſpäter auch Tiſche führen. Jede Tänzerin ſchmückt ihren Tänzer m roten und blauen Bändern und ſteckt ihm einen möglick großen Blumenſtrauß ins Knopfloch. Danach geht zum Hochzeitsſchmaus, zu dem in einem wohlhabende Bauernhaus mindeſtens ein Rind, zwei Kälber, zwe Schweine und zirka 30 Hühner geſchlachtet werden. Daz gibt es häufig noch einen Zentner Fiſche. Zum Kaffe werden dann ſpäter Napf⸗ und Blechkuchen von rieſige Dimenſionen aufgetragen, zu denen etwa ein Zentne Weizenmehl verbraucht wird. Selbſtverſtändlich dürfe mehrere Tonnen Bier auch nicht fehlen. Nach dem Hochzeitseſſen tanzen Braut und Bräuti gam der Reihe nach mit den verheirateten Hochzeits gäſten. Am nächſten Vormittag findet dann das Abtanze des Brautkranzes, nachdem zuerſt die Jugend, das Braut paar voran, bei den Klängen von Pauken, Trompeten und Geigen in einer endloſen Kette das gange Dorf durch zogen hat. Beim Zurückkommen muß der junge Ehe mann an der Tür genau aufpaſſen, damit er, wenn die junge Frau die Türſchwelle puaſſiert, ihr den ſchon vorher

gelockerten Myrtenkranz vom Haupte nimmt und an ſich reißt. Hatte der Bräutigam verſäumt, ſeinen Platz ein zunehmen, ſo ſtand ganz gewiß ein anderer da, der den Kranz an ſich nahm. Geſchah das, dann mußte der junge Ehemann eine neue Tonne Bier auflegen.(Ebersw Heimatblätter Nr. 26 und 36.)

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