Druckschrift 
6 Höhendörfer im Kreise Oberbarnim : zur Heimatgeschichte von Trampe, Klobbicke, Tuchen, Heckelberg, Freudenberg, Beiersdorf / Im Auftrage des Kreisausschusses des Kreises Oberbarnim bearbeitet von Rudolf Schmidt, Eberswalde
Seite
181
Einzelbild herunterladen

timen Schönheiten unſeres Heimatkreiſes. Auch das kleinſte und einfachſte in ihrer ſtillen Umgebung iſt ihr ein inneres Erlebnis, dem ſie Seiten abzugewinnen weiß, die der Durchſchnittsmenſch überhaupt nicht ſieht.

Von der engſten Umgebung, in der ſie lebt, geht ſie aus, um dann ins weite, lichtvolle Blau zu ſchweifen, um den fernen Horizont zu begrüßen, um der Sonne Bahn mitzugehen und mit künſtleriſchem Behagen zu verfolgen, wie ſich leiſe die ſtille Nacht herniederſenkt, die Stunde der lichtvollen Träume, in der ihr der Pfarrgarten die ſchönſten Geſchichten erzählt:

Wie war er doch ſo ſchön, der liebe Garten,

Voll Caprifolienduft in ſtiller Nacht,

In der Päonien dunkelroter Pracht,

Mit der ſich ſanft Narciſſ' und Lilien paarten! Das Dorf und ſeine Umgebung geben viel Stoff zum Nachdenken, die Dichterin ſaß noch in der Spinn­ſtube und hörte die Geſchichten, die von Geſchlecht zu Geſchlecht ſich fortgepflanzt hatten:

Nördlich iſt begrenzt mein Dorf von Föhren,

Draus hervorſchau'n kleine ſand'ge Hügel,

Die der dunklen Vorzeit angehören,

Noch umwehet von der Sage Flügel. Caroline Ballkow kannte alſo die Hünengräber beim Dorfe, die inzwiſchen längſt verſchwunden, deren Stein­ſchu der Profitgier zum Opfer gefallen iſt. Sie vergißt auch nicht die Merkwürdigkeit ihres Ortes, feine Verbin­dung mit der Stadt Coepenick.(Vgl. Seite 168.)

Die Dichterin kennt ihre heimatliche Gegend ſehr genau und erzählt in reizenden Verſen von ihr. Sie hat am lieblichen Gamenſee geweilt und die verwunſchene Stadt im Blum tha liese) beſucht:

Aufſchließen die Vergangenheit, Und unter grünem Raſenkleid Erſpäh'n verfallenes Gemäuer,

Die Trümmer einſt geweſ ner Stadt, Für deren allzu dichten Schleier

Die Sage kaum ein Lüftchen hat. Maiglöckchen, die hier lange läuten, Die mögen von der Stadt bedeuten.

on) Rudolf Schmidt, Herrſchaft Eckardſtein, Fteien­walde 1926, S. 29.

181