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bewegbar iſt, weiter ein Paukenſchlaͤger, neben dem ein Schild mit Hausmarke und den Buchſtaben RD Z angebracht iſt; außerdem noch mehrere weibliche Figuren, ein geſchnitztes Bernauer Wappen, Giebelaufſaͤtze mit gekroͤnten Köpfen, vermutlich einſt über den Pfeifengruppen befindlich; endlich zwei große hölzerne Baßpfeifen, zoo und 220 em lang, deren gebogene Vorderſeiten vorzüglich mit Rankenwerk und Löwenkoͤpfen (um 1710 geziert ſind.
Im Chorumgang hinter dem Altar ein Beichtſitz. An ſeiner Vorderbruͤſtung, den zwei Tuͤren und an der Ruͤckwand Felder mit ovalen Spruchkartuſchen, graue Palmzweige mit roten Baͤndern und Beeren auf weißem Grund die Inſchriften(in goldener Fraktur auf ſchwarz) nehmen Bezug auf die Suͤndenvergebung. Der Überbau auf zwei Dockenſaͤulen trägt einen Dreieckgiebel mit einem zweitem auf die Beichte ſich beziehenden Spruch und der Jahreszahl 1729.
Ebenfalls im Chorumgang zwei weitere Sitz lau ben ähnlicher Art. Die eine mit gerieften Pfeilerchen, Diaz mantboſſenwerk und Überbau auf drei zierlichen Dockenſaͤulen, erſte Haͤlfte des 17. Ih.; die andere groͤber, mit ſchweren gewundenen Saͤulen, um 1700. Der Anſtrich bei beiden erneuert.
234 Geſtuͤhl. Das Gemeindegeſtuͤhl in allen Schiffen hat trotz einiger Umſtellungen und Verminderungen im
19. Ih. noch weitgehend das Gepraͤge des 17. Ih. bewahrt. Außer fünf Reihen von ſchweren ſchlichten Klapp—ſitzen des 16. Ih. mit gerundeten Schulterlehnen in der Art ſpaͤtgotiſcher Chorſtuͤhle im erſten nördlichen Seitenſchiff iſt— in einheitlicher Anordnung— noch das ganze Geſtuͤhl im Hauptſchiff ſuͤdlich des Mittelganges erhalten. Es beſteht aus zahlreichen, etwa ı m hohen Geſtuͤhlskaͤſten in dichter Folge nebeneinander, mit jeweils zweimal fünf Sitzen, die doppelſeitig nach Oſten und Weſten angeordnet find, um Kanzel und Altar im Wechſel des Gottesdienſtes ſtets vor ſich haben zu koͤnnen. Wangen und Bekroͤnungen der kleinen, altbezifferten Tuͤren tragen Knorpelwerkſchnitzerei; am reichſten ausgebildet iſt die oͤſtliche Frontſeite, wo eine feine doppelſeitig geſchnitzte Kartuſche die Namen des Propſtes Daniel Schoͤppe und des Archidiakon Chriſtian Seiler nebſt der Jahreszahl 1676 traͤgt; die beiden Seitenteile beiderſeits der Kartuſche im Knorpelſtil neu nachgeſchnitzt; im Gebaͤlk der Abſchlußwand darunter nochmals dieſelbe Jahreszahl, daneben eingetieft die Namen der Kirchenvorſteher Andreas Rücker und Andreas Dräger, ferner der Name Andreas Waͤgener und Hausmarke.— Die weſtliche Abſchlußfront ebenfalls huͤbſch mit verkroͤpften Feldern, geſchnitzten Fruchtgehaͤngen und bekroͤnender Kartuſche ausgebildet; in der letzteren uͤber plaſtiſchem Früchte und Ahrenbuͤndel die eingetieften Namen Daniel Schultze und Erdmann Zander mit der Jahreszahl 1676. Etwas weniger reich ausgeſtaltet iſt die Tuͤr - und Wangenſchnitzerei an den Geſtuͤhlen im ſuͤdlichen Seiten: ſchiff und in der Mitte des Hauptſchiffes, wo flaͤchiges Schweifwerk das hauptſaͤchliche Schmuckelement bildet. Durch die auf den Trennwaͤnden uͤberall aufgeſetzten Holzvergitterungen entſteht hier wie ſchon bei den vorgenannten Stuͤhlen ein lebhaftes und insgeſamt ſehr reizvolles Bild. Außer einer Anzahl ſchlichterer Kaͤſten im Charakter der zuletzt beſchriebenen ſind noch folgende Einzelſitze hervorzuheben:
303, zog, zoß Am dritten nördlichen Mittelſchiffpfeiler eine Geſtuͤhlsbruͤſtung, 296: 128 em, mit Wange und ſeitlicher Eingangstür(der ſog. Buͤrgermeiſterſtuhl). Die Vorderwand als ſtark plaſtiſche Saͤulenfaſſade durchgebildet. Drei Rundbogenfelder mit ſechs vorgeſetzten korinthiſchen Säulen tragen das Bruͤſtungsgebaͤlk. Alle Freiflächen mit Intarſienſchmuck, im Mittelfeld eine Architekturbuͤhne, darſtellend das himmliſche Jeruſalem(). Ahnlich
303 plaſtiſch durchgeformt das ſeitliche Tuͤrfeld, als Muſchelniſche mit vorgeſetzter joniſcher Saͤulenordnung. Die hohe Sitzwange geſchnitzt mit Loͤwenmaske und Engelherme, das Ganze gegen Ende des 16. Ih.— Als
301 Bruͤſtungswange eingebaut zwei Kopfſtuͤcke eines Geſtuͤhls vom Anfang des 16. Ih.; daran geſchnitzt auf einer
302 Seite das Bernauer Stadtwappen(?), dem der Adler fehlt, auf der anderen die Halbfigur eines Mannes in
306 Pelzſchaube.— Ahnlich ein Sitz für vier Perſonen nördlich am Chorbeginn; die Bruͤſtung mit geſchnitzter und aufgelegter Beſchlagwerkzier mit vorgeſtellten Vierkantpfeilerchen, die auf dicken Sockelboſſen ſtehen. Das Schnitzwerk ſtark zerſtoͤrt. Anfang des 17. Ih.
309 Die alte Sakriſteituͤr iſt jetzt in der Nordweſtecke der Kirche abgeſtellt. Die 227: 105 em große Außenflaͤche mit ſchoͤnen Schmiedeeiſenbeſchlaͤgen in Form von Zweigen mit Eichenblaͤttern und Früchten.— Mittelalter: lich; Klinke und Schloß in der Barockzeit erneuert.
Ausſtattung: Altargeraͤt. a. Kelch, Silber vergoldet, 18 em hoch. Flacher Sechspaßfuß über gekehltem
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