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Bd. 3, Teil 4 (1939) Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim / bearb. von Heinrich Jerchel ...
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Oranienburg

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127. Oranienburg. Anſicht von Norden mit Stadt und Schloß(um 1750)

ORANIENBURG

Vor 1653 BSH omw(ältere Formen Bothzowe[1216], Botzow, Butzow ). Kern der Siedlung ift die Burganlage am rechten Havelufer am alten Übergang der Straßen von Kremmen und Spandau zur Oder und nach Zehdenick , wahr­ſcheinlich um 1200 von den Askaniern errichtet. 1217 zuerſt unter den zum Archidiakonat des Domſtifts Branden­burg gehoͤrigen Orten(ſpaͤteren Staͤdten) genannt(Riedel A VIII 135; Urkunde vielleicht zuruͤckdatiert)h. Die Burg 1375 einmal als zum Havelland, das andere Mal als zum Glin gehörig aufgefuͤhrt, 1450 im Niedern Barnim (Landbuch 24, 36, 286). Der neben der Burg entſtandene Burgflecken duͤrfte zu den Orten(im Teltow , Glin und Barnim ) gehören, die nach markgraͤflicher Beſtimmung von 1232 ihr Recht von Spandau empfangen ſollten. Stadt­recht dürfte ihm förmlich nicht verliehen worden fein. Die Burg iſt wiederholt als Aufenthaltsort der askaniſchen Markgrafen bezeugt. Der Ort war nur durch Graben befeſtigt und hatte zwei Tore: das Kremmener, ſpaͤter Nauener, und das Burg⸗ oder Bruͤck⸗Tor, dazu kam 1708 das Berliner Tor nach Anlage eines Dammweges durch das Luch. Die Feldflur umfaßte 34 Hufen und 4 Pfarrhufen. Wohl Anfang des 14. Ih. Anlage eines Eiſenhammers und einer neuen Muͤhle noͤrdlich von B. an der Havel , dabei Errichtung einer zweiten Burg, dasneue Haus oder, Neumuͤhl⸗ genannt, am Haveluͤbergang in Richtung Naſſen­ heide . 1350 bis 1376 Haus B.(auch Alten⸗B. genannt)mit dem ſtedeken und der neuen Muͤhle im Beſitz der Grafen v. Lindow , Herren von Ruppin . 1402 wurde Burg Neumuͤhl durch die Herzoͤge von Pommern und die Grafen v. Lindow zerſtöͤrt(24. Juli), kurz darauf auch das Städtchen B. niedergebrannt und die Burg Boͤtzow beſetzt. Dieſe nahm 1404 Dietrich v. Quitzow ein, der die Verwaltung Werner v. Holtzendorf als Vogt aͤbertrug(bis 1419. 1414 hielt ſich hier Dietrich v. Quitzow verborgen. In der Folge wurde B. mit Neumuͤhl von den Kurfuͤrſten ver: pfaͤndet, ſeit 1485 eingelöft und kurfuͤrſtliches Amt. 1448 iſt von neu angelegten Graͤben und Wehren die Rede. Joachim II. riß die Burg nieder und erbaute an ihrer Stelle ein Jagdhaus, auch der Stadtgraben wurde eingeebnet. Boͤtzow erſcheint im 16. Ih. unter den zur Sprache der Stadt Berlin gehörigen Städten, Der Rat beſtand aus zwei Buͤrgermeiſtern und zwei Ratmannen, die im Regiment wechſelten; ſeit 1719 ſtaͤndiger Magiſtrat. Die obere Ge­richts barkeit war herrſchaftlich. Ein Lehnſchulze wird 1574 zum letztenmal belehnt. Der Ort B. umfaßte im 16. Ih. etwa So Haͤuſer mit 500 Einwohnern. Zwiſchen 1543 und 1548 brannte B. ganz nieder, wobei auch das alte Archiv verloren ging. 1548 wurden darauf dem Ort die alten Privilegien erneuert: freie Holzung, Maſtgerechtigkeit und Fiſcherei. 3Zwiſchen 1567/73 wuͤtete abermals ein großer Brand, und ı 590 wurde das ganze Städtchen mit der Kirche ein Raub der Flammen. 1632 verbrannten wieder 60 Haͤuſer einſchließlich der Kirche z dazu wuͤtete mehrfach die Peſt, 1638 ſtarben daran 261 Perſonen. Die Stadt war damals nahezu verödet. 1642 wurde Amt B. an Urſula v. d. Kneſebeck verpfaͤndet. 1634 hatte man mit dem Neubau einer Kirche begonnen, der ſich bis 1649 hinzog.

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