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Entſcheidend fuͤr die weitere Entwicklung des Ortes war die Übertragung des Amtes B. an die Kurfuͤrſtin Luiſe Henriette am 27. 9. 1650. Der Große Kurfuͤrſt erbaute ſich in B. ein Jagdzeughaus(ſpaͤter Wohnung des ref. Predigers) auf einer Buͤrgerſtelle gegenüber dem Schloß, und 1651 begann die Kurfuͤrſtin den Bau eines Schloſſes, das 1652 den Namen„die Oranienburg “ erhielt. Dieſer Name wurde 1653 auch in das Stadtſiegel aufgenommen. Jetzt begann auch der Aufbau der wuͤſten Buͤrgerſtellen. Die Kurfuͤrſtin legte eine Muſterwirtſchaft an mit Schaͤferei, Brauerei, Kuhgarten(Kuhbruͤcke) und Molkenwirtſchaft. Es entſtanden ein Tiergarten und ein Luſtgarten. Mehrere Buͤrgerſtellen und Laͤndereien wurden fuͤr die neuen Anlagen angekauft.
Im Juni 1655 hielt das Kurfuͤrſtenpaar nach der Geburt des Kurprinzen einen feierlichen Einzug in O. Aus dieſem Anlaß gelobte die Kurfuͤrſtin die Erbauung eines Waiſenhauſes, das 1665 hergeſtellt wurde. Es wurden dazu drei Hausſtellen neben dem Friedhof angekauft. 1658 bis 1663 fand ein Neubau der Kirche ſtatt. 1665 entſtand ein neuer Marſtall. Nach dem Tode der Kurfuͤrſtin(18. 6. 1667) vernichtete ein Brand 1671 wiederum den Ort und auch das neue Waiſenhaus(27) und den Marſtall(7). Der Kurfuͤrſt erneuerte darauf 1672 das Privileg der Stadt und nahm darin eine von ſeiner Gemahlin 1659 aufgeſetzte Punktation auf.
Kurfuͤrſt Friedrich III. (König Friedrich L ) zeigte beſondere Vorliebe für Oranienburg . In den Jahren 1688 bis 1704 fand ein Erweiterungsbau des Schloſſes und der zugehörigen Anlagen ſtatt. Die Straßen des Ortes wurden erhöht und gepflaſtert. 1705/08 entſtand ein Dammweg durch das Stadtluch und eine Bruͤcke über die Havel bei Havelhauſen. Die auf der Oſtſeite der Havel gelegene Amtsfreiheit blieb von der Stadt verwaltungsmaͤßig voͤllig getrennt.
Um 1700 waren 60 Buͤrgerſtellen vorhanden, 1724 wurden bereits 1269 Seelen gezaͤhlt. Durch Koͤnig Friedrich Wilhelm J. war um 1718 die Neuſtadt fuͤr Koloniſtenfamilien angelegt worden. Das Schloß ſtand ſeit ſeinem Regierungsantritt leer. Erſt 1742 zog hier wieder mit Prinz Auguſt Wilhelm , dem Bruder des Königs, ein fuͤrſtlicher Hofhalt ein. Es erfolgten Erneuerungen und Umbauten der Schloßanlagen. Nach dem Tode des Prinzen(1758) begann ein erneuter Verfall des Schloſſes.
Bei einem großen Brande der Scheunen vor dem Nauener Tor wurde auch die Kirche ergriffen und brannte aus. Der Neubau wurde 1796 eingeweiht. Seit 1794 nahm das Kronprinzenpaar mehrmals voruͤbergehend Aufenthalt in O., ohne feſten Fuß hier zu faſſen.
Um 1800 hatte die Stadt 202 Haͤuſer und 1815 Einwohner(dazu 87 Militaͤrperſonen); 1852 waren 311 Haͤuſer und 3567 Einwohner vorhanden; 1900 etwa 800 Haͤuſer und 7850 Einwohner. Die Nahrungsverhaͤltniſſe in älterer Zeit waren dürftig. Geringer Ackerbau, erheblicher Fiſchhandel, Holzfloͤßerei. Die Anlagen des Finow⸗ und des Ruppiner Kanals(1746, 1789 brachten ſtarke Vermehrung des Schiffsverkehrs. In der zweiten Hälfte des 18. Ih.(ſeit 1783) wurden 150 Wollſpinnerfamilien angeſiedelt. Anfang des 19. Ih. Tuchfabrikation und dann chemiſche Fabriken, 1834 die erſte Stearinfabrik Deutſchlands . Zahlreiche weitere Fabriken entſtanden gegen Ausgang des 19. Ih. 1877 Eiſenbahnanſchluß durch die Nordbahn, ſeit 1891 Vorortverkehr mit Berlin .
Das aͤlteſte erhaltene Siegel aus dem 17. Ih. zeigt einen Eichbaum, rechts neben dem Stamm ein nach links ſchwimmender Fiſch, links ein Buͤſchel Rohrkolben(Rohrgerechtigkeit). Umſchrift:„civitas Boͤtzow. Siegel von 1653 mit dem gleichen Bilde und Umſchrift:„civitas Oranienburgk“. Später traten an Stelle der Rohrkolben Kornaͤhren, die Rohrkolben wurden unter dem Fiſch eingefuͤgt. Das heutige Wappen zeigt gruͤnen Eichbaum im ſilbernen Felde auf gruͤnem Raſen, rechts ein der Eiche zugekehrter roter Fiſch, links ſieben gekreuzte gruͤne Rohrkolben.
Die Stadt gehoͤrte im Mittelalter zum Bistum Brandenburg und Propſteibezirk Bernau. 1541 Einfuͤhrung der Reformation und Kirchenviſitation. Die St. Nikolaikirche Mutterkirche. Landesherrlicher Patronat. Eingepfarrt waren Lehnitz, das Vorwerk Sandhauſen , Grabsdorf(ſpaͤter Friedrichsthal ), Malz, Berg, Friedenthal, Sachſen hauſen , Schmachtenhagen. 1753 wurde ein reformierter Schulrektor berufen, ſeit 1694 reformierte Pfarrſtelle, 1819 Vereinigung der beiden evangeliſchen Gemeinden.
Schrifttum: Bratring II 187.— Berghaus II 411.— Riehl⸗Scheu 312.— F. Ballhorn, Geſchichte der Stadt Oranienburg , 1850.— Derſelbe, Über die Gründung von Oranienburg und Neumuͤhle Maͤrkiſche Forſchungen II 3 50 ff.).— A. Mauer und C. Roland, Die Kurfuͤrſtin Luiſe und ihre beſondere Wirkſamkeit zu Oranienburg . Neuſtadt⸗Ebers walde 1858.— Hupp 34.— Bernh. Engels, Oranienburg . Berlin 1902.— C. Reim, Oranienburg in Wort und Bild. 1905.— Adolf Behne , Oranienburg als Beiſpiel für Stadtbetrachtung dargeſtellt. München 1917. — M. Rehberg, Oranienburg (Deutſche Aufbaubuͤcherei Heft 6). Prenzlau [1927].— M. Rehberg, Heimatbuch von Oranienburg und Umgegend, 1928 ff.— M. Rehberg, Oranienburg , Ein Führer durch die Stadt, 1923.— H. Schwanebeck, 700 Jahre Oranienburg , 1932.— M. Rehberg, Siegel und Wappen von Boͤtzow und Oranien burg ( Bochzowia“ 1932 Nr. 4).— M. Rehberg, Das Dorf Boͤtzow und feine mittelalterliche Kirche(ebenda).— M. Rehberg, Burg und Stadt Boͤtzow(Kreiskalender 1932 S. 45 ff.).— M. Rehberg, Die erſte lutheriſche Kirchenviſitation in Böͤtzow(Heimat und Welt 1933 Nr. 75.— M. Rehberg, 100 Jahre Straßenbeleuchtung in Oranien burg (ebda. Nr. 17).— M. Rehberg, Geſchichte der Oranienburger Havelbruͤcke(ebda. Nr. 65).— M. Rehberg, Friedlieb Ferdinand Runge , 1935.— M. Rehberg, Die Paͤſſe der Oranienburger Gegend(Heimat und Welt Nr. 41, Niederbarnimer Kreisblatt vom 12. 10. 1935).— Schulze 45.— M. Rehberg, Franzoſenhaͤuſer und franzoͤſiſche
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