Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 4 (1939) Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim / bearb. von Heinrich Jerchel ...
Entstehung
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Oranienburg

noch beim Schloß erhaltene kurfuͤrſtliche entſprochen(Boeck Abb. Lo). Als Bildhauer kommt der damals mehrfach genannte Jeremias Süßner in Frage, von dem ſich anderswo jedoch nirgends Werke bezeugen laſſen. Nach einer Pauſe find dann 1694/95 der oͤſtliche und weſtliche Anbau an das Corps de Logis ſowie der weſt­492 liche Fluͤgel des hinteren Hofes nebſt ſeinem Kopfbau vollendet und die beiden zunaͤchſt freiſtehend gedachten 132 Kopfbauten am ſuͤdlichen Vorhof im Bau. Nach Nerings Tod im Jahre 1695 duͤrfte der ihm nachfolgende Bauleiter Martin Grünberg nach des Vorgängers Plänen den oͤſtlichen ruͤclwaͤrtigen Flügel mit dem ent 476 ſprechenden Kopfbau ſymmetriſch zu dem bereits beſtehenden aufgeführt und die nicht mehr vorhandene, beide verbindende Arkadengalerie bis zum Jahre 1700 weſentlich vollendet haben. Letztere oͤffnete ſich, ſoweit die alten Abbildungen eine Vorſtellung vermitteln, in elf Rundboͤgen zum noͤrdlichen Außengelaͤnde, auf ihr lief ein offener Gang, den im Sommer Orangenbaͤume ſaͤumten. Inwieweit für dieſe Bauten ſchon auf Be­ſtehendes aus der Memhardtzeit Ruͤckſicht genommen werden mußte, iſt nicht klar belegt. Sicher aber ſind die beiden, den Hauptbau flankierenden Pavillons Memhardts in den neuen, geſchloſſenen Baukoͤrper ein­gegangen und entſprechen etwa den jetzigen vierachſigen Mittelriſaliten der Park bzw. Havelſeite. Die ſuͤd­lichen Kopfbauten, die urſpruͤnglich als Kuͤche und Baͤckerei bzw. als Ruͤſtkammer dienten, waren mit einer durch Poſtamente gegliederten, ſtatuenbeſetzten Mauer verbunden, in deren Mitte nach der Pitzlerſchen Zeich nung ein rundbogiges Portal, wie ſchon früher zum Memhardtbau, den Zugang zum Suͤdhof vermittelte; es iſt jedoch auf ſpaͤteren Anſichten nicht mehr als ausgeführt belegt.

495= 08 Über die bereits bei der Baubeſchreibung angefuͤhrte erhaltene Innenausſtattung hinaus gibt das Inven­tarium von 1699, das bei Boeck(S. 54 ff.) eingehend erörtert wird, von dem ehemaligen Zuſtand des Innern Auskunft.

Schon um die Jahrhundertwende ſcheint, zunaͤchſt unter Einſchaltung des Kondukteurs Nugliſch, die kuͤnſt­leriſche Oberleitung an Eoſander uͤbergegangen zu ſein. Dieſer hatte einen gaͤnzlichen inneren Umbau der alten Teile des Schloſſes durchzufuͤhren und den unter Gruͤnberg im Rohbau vollendeten nordoͤſtlichen H⸗Fluͤgel auszubauen. Die damals neugeſchaffene Raumordnung gibt wohl im weſentlichen noch der Grund­riß vom Jahre 1802 wieder: In der Suͤdoſtecke des Corps de Logis liegt das aus der Mitte nunmehr nach hier verſchobene Treppenhaus; auf der gegenuͤberliegenden Seite der vom Vorder⸗ zum Hinterhof durchgehende große ſogenannte Orange­ſaal, durch den man in die ſtadtſeitig gelegene Porzellangalerie und nördlich davon durch das Heaut de Lice­Zimmer in die parkſeitige Flucht der Koͤnigsgemaͤcher gelangte. Auf dem havelſeitigen Flügel in entſprechender Lage befanden ſich die Wohnraͤume der Koͤnigin und im nordoͤſtlichen Kopfbau die bei Broebes im Schnitt wiedergegebene Schloßkapelle(Boeck Abb. S. 71). Die kuͤnſtleriſchen Hauptleiſtungen Eoſanders beſtanden in der Schaffung des Treppenhauſes, des Orangeſaales und der Porzellangalerie. Fuͤr dieſe Raͤumlichkeiten kann auf Boecks ausfuͤhrliche Schilderungen auf Grund der alten Berichte und Anſichten verwieſen werden. Hier ſei nur Bekmanns Beſchreibung der offenbar fuͤr die damalige Zeit beſonders eindrucksvollen Haupttreppe angefuͤhrt: Die koſtbare hangende Treppe in 77 Stufen und vier Abſeiten beſtehend, iſt von gantz neuer Invention und gibt gleich beym Eintritt dem Schloſſe ein großes Anſehen. Sie hat eine Off nung von ihrem Fuß bis in der Cuppel, fo 64 Fuß hoch. Die Cuppel ſtellt in ihrem Gemaͤhlde, fo en fresco iſt, die Königliche Krönung vor, unter den übrigen Gemaͤhlden iſt beſonders zu admiriren, welches der Kayſerl. Hoff Mahler Monſ. Rottmaier verfertiget; die vier Laſter, ſo von dieſer Cuppel durch vier Tugenden heruntergeſtuͤrzet werden, ſeyn von bronchierten großen Figuren. In den ſechs Nieten(Niſchen) der Treppe ſeynd unterſchied­liche ſatyriſche Figuren, ſo auch bronchieret und die Treppe illuminieren. Das jet d'eau in dieſer Treppe wirft feine Strahlen 5o Fuß hoch, fällt wieder in ſich ſelbſt und verliert feine Waſſer gleich wieder am Fuß. 477 Den Abſchluß von Eoſanders Arbeiten in Oranienburg bildete die Errichtung offener, von Saͤulen getragener 489 Tuͤrme uͤber den noͤrdlichen Kopfbauten, die jedoch ſchon fruͤh wieder baufaͤllig wurden, ſo daß der nordweſtliche 1797 abgetragen wurde. Ferner plante Eoſander die Verbindungen der bis dahin frei ſtehenden 480 ſtadtſeitigen Kopfbauten mit dem Mitteltrakt durch offene Saͤulengaͤnge, wie fie die Anſichten bei Broebes 479 zeigen. Sie wurden jedoch als geſchloſſene Fluͤgelbauten ausgeführt, fo daß, wie Boeck nachweiſt, auch noch

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