Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
Seite
VIII
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VIII VI. 1. Lebus .

Koſſinna meinte früher, als Volk des Lauſitzer Typus kämen nur Germanen oder Kelten in Frage,) dann ging er ebenfalls zu den Thrakern über und wußte ſogar den Stamm zu benennen(Karpodaken).) Später änderte er wieder ſeine Anſicht und nennt ſie zur Zeit Illyrier. Wie dem auch ſei, jedenfalls ſind Koſſinna und ich darin einig, daß es ſich um eine nichtgermaniſche Bevölkerung handelt, die ihre Be­ziehungen nach Süden hat. Auf den Namen kommt es vorläufig nicht ſo ſehr an, und da die Buckelkeramik in das zweite vorchriſtliche Jahrtauſend fällt, wird eine gewiſſe Unſicherheit in der Bezeichnung mit Volksnamen, die erſt aus viel ſpäterer Zeit belegt ſind, wohl immer beſtehen bleiben.);

Innerhalb der Kreisgrenzen findet man del Kultur überall verbreitet, im Oder­ bruch (Gorgaſt, Kienitz?, Platkow , Sachſendorf) ebenſo wie im Hügelland(Alt­ Madlitz , Alt-⸗Maliſch, Beerfelde , Biegen, Booßen , Brieskow, Buchholz, Elieſtow, Haſenfelde, Jahnsfelde, Podelzig , Treplin, Frankfurt ).

Über die Beſiedelungsform dieſer Zeit iſt man durch Ausgrabungen zwar noch nicht unterrichtet, man kann aber aus der Größe und Geſchloſſenheit mancher Friedhöfe entnehmen, daß die Bevölkerung in dorfartigen Niederlaſſungen lebte. Im Gegenſatz zur Leichenbeſtattung der älteſten Bronzez eit herrſcht jetzt ausnahmslos die Sitte der Leichenverbrennung. Die mit den Brandknochen gefüllte Urne wird nebſt den Beigefäßen und ſpärlichen Schmuckbeigaben gewöhnlich in Steinpackungen beigeſetzt und häufig mit einem niedrigen Erdhügel überdeckt; in dem großen Friedhofe von Gorgaſt begnügte man ſich mit einem einzigen Stein, den man über die mit einem Napf zugedeckte Urne legte.

Die Keramik ſtimmt in den Hauptformen mit der klaſſiſchen Buckelkeramik der Niederlauſitz überein(vgl. z. B. Abb. 5, 112, Frankfurt Abb. 4), indeſſen trifft man deren ſchönen hellen lederfarbigen Ton weniger häufig an. Als landſchaftliche Sonderform erſcheint ein ſackförmiges Gefäß(Gorgaſt, Platkow , vgl. Abb. 92), und einzig in ſeiner Art iſt ein eiförmiger Topf mit zwei Reihen Buckeln von Sachſendorf (Abb. 111). Die wenigen Beigaben beſchränken ſich auf einfache ſackförmige Ton­klappern(Alt-Maliſch Abb. 8), Tonperlen(Gorgaſt), verſchiedene Bronzenadeln (Biegen Abb. 12 14, Frankfurt ), eine Knopfſichel(Frankfurt ), Spiralröllchen(Alt­Maliſch, Abb. 9) und andere Kleinigkeiten.

Es wäre aber verfehlt zu glauben, daß dies der ganze Formenſchatz von Bronze­ſchmuck und Bronzegeräten geweſen wäre. Man ſparte nämlich mit Bronzebeigaben in den Gräbern, vergrub aber dafür allerlei Bronzeſachen nicht. im Zuſammenhang mit Gräbern, und dieſe ſogenannten Depotfunde geben ein ganz anderes Bild vom Bronzereichtum jener Leute der dritten Periode. So fand man bei Buckow zwei Lappenäxte und eine prächtige Spiralplattenfibel beieinander(Taf. l, Abb. 1). Ein anderer Depotfund von Buckow enthält drei oder vier Bronzeäxte, ein Depotfund von Kiehnwerder 16 bis 20 Armringe, eine Knopfſichel und eine Lappenart.

) Zeitſchrift des Vereins für Volkskunde 1895, S. 4 ff. 2) Deutſche Geſchichtsblätter II, 1900, S. 23. 3) A. Götze, Der Schloßberg bei Burg i. Spr. PZ 1912, S. 336 ff.