Koſſinna meinte früher, als Volk des Lauſitzer Typus kämen nur Germanen oder Kelten in Frage,) dann ging er ebenfalls zu den Thrakern über und wußte ſogar den Stamm zu benennen(Karpodaken).“) Später änderte er wieder ſeine Anſicht und nennt ſie zur Zeit Illyrier. Wie dem auch ſei, jedenfalls ſind Koſſinna und ich darin einig, daß es ſich um eine nichtgermaniſche Bevölkerung handelt, die ihre Beziehungen nach Süden hat. Auf den Namen kommt es vorläufig nicht ſo ſehr an, und da die Buckelkeramik in das zweite vorchriſtliche Jahrtauſend fällt, wird eine gewiſſe Unſicherheit in der Bezeichnung mit Volksnamen, die erſt aus viel ſpäterer Zeit belegt ſind, wohl immer beſtehen bleiben.);
Innerhalb der Kreisgrenzen findet man del Kultur überall verbreitet, im Oder bruch (Gorgaſt, Kienitz?, Platkow , Sachſendorf) ebenſo wie im Hügelland(Alt Madlitz , Alt-⸗Maliſch, Beerfelde , Biegen, Booßen , Brieskow, Buchholz, Elieſtow, Haſenfelde, Jahnsfelde, Podelzig , Treplin, Frankfurt ).
Über die Beſiedelungsform dieſer Zeit iſt man durch Ausgrabungen zwar noch nicht unterrichtet, man kann aber aus der Größe und Geſchloſſenheit mancher Friedhöfe entnehmen, daß die Bevölkerung in dorfartigen Niederlaſſungen lebte. Im Gegenſatz zur Leichenbeſtattung der älteſten Bronzez eit herrſcht jetzt ausnahmslos die Sitte der Leichenverbrennung. Die mit den Brandknochen gefüllte Urne wird nebſt den Beigefäßen und ſpärlichen Schmuckbeigaben gewöhnlich in Steinpackungen beigeſetzt und häufig mit einem niedrigen Erdhügel überdeckt; in dem großen Friedhofe von Gorgaſt begnügte man ſich mit einem einzigen Stein, den man über die mit einem Napf zugedeckte Urne legte.
Die Keramik ſtimmt in den Hauptformen mit der klaſſiſchen Buckelkeramik der Niederlauſitz überein(vgl. z. B. Abb. 5, 112, Frankfurt Abb. 4), indeſſen trifft man deren ſchönen hellen lederfarbigen Ton weniger häufig an. Als landſchaftliche Sonderform erſcheint ein ſackförmiges Gefäß(Gorgaſt, Platkow , vgl. Abb. 92), und einzig in ſeiner Art iſt ein eiförmiger Topf mit zwei Reihen Buckeln von Sachſendorf (Abb. 111). Die wenigen Beigaben beſchränken ſich auf einfache ſackförmige Tonklappern(Alt-Maliſch Abb. 8), Tonperlen(Gorgaſt), verſchiedene Bronzenadeln (Biegen Abb. 12— 14, Frankfurt ), eine Knopfſichel(Frankfurt ), Spiralröllchen(AltMaliſch, Abb. 9) und andere Kleinigkeiten.
Es wäre aber verfehlt zu glauben, daß dies der ganze Formenſchatz von Bronzeſchmuck und Bronzegeräten geweſen wäre. Man ſparte nämlich mit Bronzebeigaben in den Gräbern, vergrub aber dafür allerlei Bronzeſachen nicht. im Zuſammenhang mit Gräbern, und dieſe ſogenannten Depotfunde geben ein ganz anderes Bild vom Bronzereichtum jener Leute der dritten Periode. So fand man bei Buckow zwei Lappenäxte und eine prächtige Spiralplattenfibel beieinander(Taf. l, Abb. 1). Ein anderer Depotfund von Buckow enthält drei oder vier Bronzeäxte, ein Depotfund von Kiehnwerder 16 bis 20 Armringe, eine Knopfſichel und eine Lappenart.
) Zeitſchrift des Vereins für Volkskunde 1895, S. 4 ff. 2) Deutſche Geſchichtsblätter II, 1900, S. 23. 3) A. Götze, Der Schloßberg bei Burg i. Spr. PZ 1912, S. 336 ff.