BAUM IM ENTSETZEN
Manchmal springt bei Nacht aus guter Stille jäher Sturm auf, braust urböser Wille waagerecht dahin mit schrillem Pfiff.
Stolz verschmäht er, sich hinabzuneigen, kleinen Sträuchern seine Macht zu zeigen, und den hohen Baum nur packt sein Griff.
Taumelnd steht der Stamm; mit vielen Armen greift die Krone um sich, sucht Erbarmen, sucht verzweifelnd in der Leere Halt.
Alles Laub steht zitternd hochgerichtet,
auf der bleichen Seite fahl belichtet,
und der Baum ist grau und sterbensalt.
Sturmverschmähte, kleine Sträucher weisen auf ihr Unberührtsein, und sie preisen eitel ihre Kraft und ihr Vertrauen,
wenn der Starke, irr ins Leere fassend,
mit gesträubten Zweigen und erblassend einsam steht in namenlosem Grauen.
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