AUF DEM ARARAT
Die Brunnen brachen auf im großen Grund, dazu des Himmels Fenster. Die Gewalten der Wasser alle fanden sich zum Bund,
auf Erden grauenvoll Gericht zu halten.
O große Flut, Alptraum aus Kinderjahren, Sintflut des Leids, wir mußten dich erfahren!
Sechs Jahre Flut!— Da, auf den Ararat
setzt sich die Arche, krachend im Gefüge.
Dann Stille. Ist der Würger wahrhaft satt?
Ist dieses Schweigen Hinterhalt der Lüge?
Und die wir lang umsonst nach Worten strebten, nun stammeln wir:„Daß wir es überlebten!“
Der Flut Gewoge um den Gipfel bleibt. Noch läßt der Erde Grund sich nicht erloten. Und doch hinaus ins Ungewisse treibt
das bange Fragen, die verfrühten Boten, daß es an guter Kunde sich erlabe.— Mißtönig krächzt der heimgekehrte Rabe.
Und auch die erste Taube sieht kein Land,
zum Ruhen keinen Ort, muß heimwärts hasten. Verflogne, sieh die ausgestreckte Hand,
du Müde, in der Arche magst du rasten!
Nun rüste du zum Flug, du zweite Taube!
Du bringst den Olzweig heim, so sagt der Glaube.
Im Warten treibt uns vorgefühltes Weh
des Abschieds zu dir hin, du scheue Dritte.
Du warst uns vor den Schwestern lieb von je, und dennoch, Zärtliche, hör unsre Bitte: Entbreitest du zum Flug einst dein Gefieder,
so bleib uns fern, komm niemals, niemals wieder!