Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
94
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HERBST DES JAHRES 1945

1. Eschatologische Schauer

Wir haben des Propheten Wort vernommen und schlugen seine Mahnung in den Wind: Wenn nun die Greuel der Verwüstung kommen, so dürfen, die in deutschen Landen sind,

in Städten, Dörfern, Weilern nicht verziehen, dann gilt es, auf die Berge zu entfliehen.

Wer auf dem Dach ist, steige nicht hernieder und mache nicht im Haus sich noch zu schaffen; wer auf dem Feld ist, kehre sich nicht wieder der Heimstatt zu, um Kleider zu erraffen! Und weh den Frauen, die in solchen Zeiten

zu ihrer schweren Stunde sich bereiten!

Mög alles nur im Winter nicht geschehen!

Die kleine Mildrung wird vielleicht gewährt.

Es ist zu spät, den Freispruch zu erflehen,

wenn schon das Richtschwert flammend niederfährt. Und unerbittlich bleibt das Urteil stehen:

Die Welt wird namenlose Trübsal sehen.