Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
111
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WAS WEISS DER STROM VON MEINEM ZIEL?

Und immer, wenn der Tag als Feuer über den Rand der Erde quillt,

‚greift meine Hand dem Schiff ans Steuer, wähnt das Geschick sich gleichgewillt.

Doch stets, wenn Nacht mit ihrem Raunen erstickt, was tags mir Leitwort war,

lös ich die Hand, reiche dem Staunen

das Opfer meiner Klugheit dar.

Verborgene Strömungen belachen

die Wendung, die das Steuer nimmt, und spielen mit dem schwanken Nachen, der auf des Wunders Woge schwimmt.

Hände, die sich ums Steuer krallten, falten sich über dem weisen Spiel

der Mächte, die in der Tiefe walten. Was weiß der Strom von meinem Ziel?

Lern Demut, Mensch, und rühm die Gnade, wenn doch im Sturm dein Schifflein bleibt und einst geborgen ans Gestade

der langverlornen Heimat treibt.