Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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wallt, schon mit Nebeln gemischt, sichtbar der Stalldunst hervor. Einsam in rötlicher Trübe schwankt eine Laterne am Balken, käuender Kühe Geschnauf kündet der Sättigung Lust. Aber noch gieren die Schweine mit Schreien und wüstem Getobe; gutmütig schilt eine Frau, und in den Trog schwappt der Trank. Jäh verstummt das Getöse; man hört nur den schmatzenden Eifer. Noch ein verloren Gequiek, ein Mahnwort und alles wird still. Sinnend verharrt noch der Bauer an seinem Platz auf dem Hofe, freut sich im Ofen der Glut, freut sich des Lichts im voraus. Hinter den noch nicht verhangenen Fenstern die tägliche Stube hebt einer Lampe Geleucht freimütig mir in den Blick. Schief, mit gefälteter Stirn, sitzt ein Kind vor der mahnenden Tafel, unschlüssig dreht es im Rund der gespitzten Lippen den Stift. Oben, hier links ist der Anfang des unabsehbaren Irrwegs, den sich mit lautem Gekreisch stolpernd der Schieferstift bahnt. Zagend durch zahllose Fährnisse folgt seinem Wege die Seele, hält manchmal inne, erschrickt, glaubt sich unrettbar verirrt. Aber es findet zuletzt doch am festlich gewaschenen Rahmen, freudig verstummend, der Stift nach langem Geschwank wieder Halt. Und durch ein winziges Schlupfloch, unten, dort rechts in der Ecke, windet die Seele sich schnell so in den Sonntag hinein, wie einer Eidechse Huschen über besonntes Gemäuer am übersehenen Spalt in die Geborgenheit führt. Unter dem Vorsprung des Strohdachs, wo der gepflasterte Streifen, sorglich nach außen geneigt, träufende Wasser entführt, naht sich der Vater dem Fenster und säubert mit gründlichem Scharren seine Pantoffel vom Schmutz, sieht durch die Scheiben sein Kind. Kehrt er dem Späher den Rücken, so weiß ich doch sicher: er lächelt. Schon faßt die Hand an den Griff; aber noch zaudert der Fuß. Letztes, säuberndes Kratzen! Dann klinkt er entschlossen die Tür auf. Ruhig und lächelnden Blicks reicht ihm sein Friede die Hand.

Eins nach dem andern im Finstern erleuchten sich rundum die

Fenster. Naht ein verspäteter Knecht sich von den Feldern dem Dorf,

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