Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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irgendwo in dem Gemäuer des schroffen, feindseligen Dunkels winkt ihm ein tröstliches Licht, wölbt sich ein friedliches Tor. Unter ihr Flügeldach sammelt Gluckhenne Dorf ihre Küchlein. Ich aber kehre mich ab, ach, und mein Ziel ist die Stadt. Doch wär ich wirklich verstoßen, wär ich der Heimat verwiesen, müßt ich ins Elend hinaus, sicher, es zagte mein Fuß. Aber nun schreite ich rüstig dahin auf der nachtschwarzen Straße, ohne Gedenk und Geheiß formen die Lippen ein Wort, das mir schon wunderlich vorkommt, ehe es ganz noch verklungen. Staunend horch ich ihm nach. Hieß es nicht:Heim in die Stadt? Unter Gelebtem verschüttet fern liegt die Stunde des Aufbruchs. Still lag im Dämmer das Dorf; Linden umrauschten das Haus. Tief noch von Träumen verwirrt, trat ein Knabe hinaus auf die Straße, stand mit erwachendem Sinn schon im Gewühle der Stadt. Ob ich das wollte? Wer sagt mirs? Ich weiß dieser Frage nicht Antwort. Da mir die Führung befahl, habe ich schweigend gehorcht. Hab ich die Städte verunglimpft, so gebe ich ihnen nun Ehre: Jede Entscheidung der Zeit wird in den Städten gefällt. Was unsre Dörfer bewahren auf tragender Ebne des Daseins, hoch türmt die Stadt es und spitz zu den Entscheidungen auf. Formende Hände umgreifen den ungestalteten Tonblock, und das kommende Antlitz dämmert herauf in die Zeit. Hier muß ich leben, im Kampf stehn. Was ahnen wir von den Siegen? Sei unser Leben nur stet, männlich und tapfer geführt! Und allen Narben zum Trotze, den Zeugen vergeblichen Ringens, lieben wir dennoch den Ort, der unsre Mühsal gesehn. Wenn ich hinfort auch beim Rasten einmal das Antlitz noch wende, fliegt mit dem flüchtigen Blick wohl auch ein Heimweh zurück. Strenge gerichtetem Wandern, nimmermehr frommt ihm die Umkehr; nicht das Gewesene birgt, was unsre Mühsal belohnt. Und du mein Tor in den Frieden, ersehnt und erschrien und ersungen, liegst in der kommenden Zeit, ferne und jenseit der Stadt.

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