Teil eines Werkes 
1 (1901) Nähere Umgegend Berlins
Entstehung
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2. Mit der Ringbahn um Berlin.

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Die Bahn durchbricht nun den Rand des Teltower Plateaus. 5,5 km Hermannstraße. Südl. davon beginnt alsbald Britz (Bethges Konzertpark; St raßenbahnen s. S. 12 u. 14), Dorf mit 8539 Einw. Recht anmutig ist die Gegend um die 1888 aus einem mittelalterlichen Granitbau er­neuerte Kirche (Vs St. vom Bahnhof), bei der ein Kaiser- Wilhelm-Denkmal errichtet werden soll. Ganz in der Nähe auch das Gut, das Ende des XVIII. Jahrh. als Mustergut des Ministers v. Herzberg Ruf hatte; im Park eine 1701 gepflanzte Akazie, wohl die älteste in Deutsch­land. Mehr nach Bhf Rixdorf zu ein großes, von Schmieden erbautes Kreiskrankenhaus.

Dicht neben Bhf Hermannstraße liegt der Bahnhof für die neue Kleinbahn nach Mittenwalde (Privatbahn, 27 km; Fahrpreise 1,45, 0,95. R. 2,20, 1,45 M.). Die Bahn begleitet eine längere Strecke den Südring und wendet sich dann in großem Bogen zum Südende von (4,8 km) Britz (Erfr.; s. oben). 6,5 km Buckow; 9,8 km R udow. Dahinter sind l. lange die Müggelberge sichtbar. 13 km Schönefeld; 16,8 km Selchow; 19,3 km G r. Kienitz; 21,8 km B rusendorf. Dann über den Zülowkanal (vgl. S. 89).

27,1 km Miltenwalde (Hot. Fuhrmann; Hot. York; Gartenlokal von Ruhle ; Erfr. im Bahnhof), Ackerbürgerstadt mit 2997 Einw., nach dem Brande von 1638 neu erbaut, einst mit festem Schloß, das in den Kämpfen zwischen den Brandenburger und Meißener Markgrafen 123840 eine wichtige Rolle spielte. Vom 31. Aug. bis 2. Sept. 1730 mußte Kronprinz Friedrich vor seinor Überführung nach Küstrin i. M. verweilen. ln der Berliner Vorstadt die alte S. Georgskapelle. Vom Berliner Thor ist ein runder Turm (sogen. Pulverturm) mit jüngst wiederhergestelltem Zinnenkranz und Kegelspitze als Rost des Innenthors, sowie fast vollständig das jüngere Außenthor erhalten. In der Großen Straße das Kr iegerdenkmal ( Landwehrmann mit Fahne) mit dem Reliefbild Wilhelms I.; am Hotel York eine Büste des Generals, der als Kommandeur eines damals hier stehenden Feldjäger­bataillons 18007 hier weilte. In der Mo ritzkirche ( 10 Min. vom Bahn­hof; Küster Schützenstr. 4), einem dreischiffigen, auf Granit­fundamenten errichteten Hallenbau mit Chorumgang, ein guter Schnitzaltar, 1514 von der Kurfürstin Elisabeth gestiftet, und 45 Gewerkstühle; an Paul Gerhard, der 1651-57 in M. als Propst wirkte und hier mehrere seiner schönsten Lieder dichtete, erinnert außer dem Epitaph für sein Töchterchen (+ 1657) eine Kopie seines Lübbener Porträts; von dem 187778 durch Jacobsthal ausgebauten Turme Aussicht bis Berlin. 1/2 St. nw. von der Stadt der G r. Mach- nower Weinberg (77 m; Aussicht); 18 Min.. von der Kirche, jenseit des Nottekanals , der Bahnhof der Bahn nach Königs-Wusterhausen (Erfr.; vgl. S. 88).

Weiterhin erblickt man vom Bahndamme l. in einiger Entfernung Mariendorf, davor das Garnisonlazarett. R. dehnt sich an der Bahn diesseit, und jenseit der Berliner Chaussee das große T empelhofer Feld (608 ha) aus, begrenzt im N. von der Hasenheide, den Kasernen für die Garde- kürassiere und das Königin Augusta-Reg., der Berliner Bock- und der Schultheissbrauerei. Auf dem Felde, in der Gegend des heutigen Kreuzberges, erwartete Joachim I. am 15. Juli 1525 den Weltuntergang. Am 3. Okt. 1760 be-