Simcha Südfeld
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ihm haben, tragen schon das Signum »Max Nordau«, selbst unter Fotos von ihm steht nur dieser Name. Vor allem aber steht er unter oder über Tausenden von Texten und Briefen. Durch das Schreiben wird aus dem noch pubertären Pseudonym des 14jährigen Realität. Dem Schreiben verdankt Nordau alles, sogar seine Wunsch- Identität. Es ist Obsession, oft verhaßte Berufspflicht, immer Existenzbeweis als deutscher Autor, wenn auch niemals als deutscher Bürger.
Nur ein einziges, kurzes Schriftstück ist erhalten, welches Nordau mit seinem ursprünglichen amtlichen Familiennamen »Simon Max Südfeld« zeichnet. Es ist ausgerechnet das Gesuch um die behördliche Erlaubnis, seinen Nachnamen in »Nordau« ändern zu dürfen, das im ungarischen Ministerium des Innern die Zeiten überdauerte 14 :
»An das hohe k. ung. Ministerium des Innern zu Ofen Hohes Ministerium!
Der ergebenst Gefertigte erlaubt sich unter Beilegung seines Geburtszeugnisses die Bitte, das hohe k. ung. Ministerium des Innern wolle gestatten, daß er seinen Familiennamen >Südfeld< in >Nordau< gesetzlich umändern dürfe.
Des hohen Ministeriums ergebenster Diener Simon Max Südfeld Pester Einwohner
Pest, 7. Januar 1873
Lange bevor ein Dekret vom Ungarischen Minister des Innern die Namensänderung von Südfeld zu Nordau am 11. April 1873 legalisiert, 15 veröffentlicht er jedoch als Journalist nur unter seinem
Stuttgart 1987. Zum Namenswechsel von Nordau s. Hans-Peter Söder, »Dr. Jekyll and Mr. Hyde«, in: Disease and Medicine in Modem German Cultures, hg. v. Rudolf Käser u. Vera Pohland, Ithaca 1990, S. 56-70.
14 Signatur K150 1873-1015. Der amtliche Vorname Simon ist von dem familiären jüdischen Rufnamen Simcha bzw. Simi also noch einmal verschieden.
15 So die Angabe in der handgeschriebenen Genealogie Nordaus (s. u.) und in Anna Nordaus Max Nordau. Erinnerungen erzählt von ihm selbst und von der Gefährtin seines Lebens (übers, v. S.O. Fangor, Leipzig/Wien 1928, S.21). Die o.g. Akte K 1501873-1015 des ungarischen Innenministeriums enthält kein