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Wanderjahre
ungarischen Verleger Balthasar Elischer bekannt, der gerade das Leipziger Verlagshaus Bernhard Schlicke gekauft hatte. Eine wichtige Begegnung, denn in den folgenden Jahren wird Elischer der Verleger aller wichtigen Bücher Nordaus, deren Erfolg ihn und seinen Verleger reich macht. Trotz eines zweijährigen Prozesses gegen Elischer wegen der nicht autorisierten Drucklegung des Romans Die Krankheit des Jahrhunderts im Jahr 1887, den Nordau als in der Association litteraire internationale organisierter Urheberrechtsschützer gewinnt, bleibt Nordau fast bis an sein Lebensende Autor des Verlagshauses Elischer. Entartung und etliche andere Bücher wurden wegen des Zwists nicht bei Elischer verlegt, aber zuletzt erscheint noch nach dessen Tod im Verlag Elischer Nachfahren 1916 Nordaus Die Biologie der Ethik.
Im Jahr 1879 allerdings ist der junge Verleger anscheinend noch auf der Suche nach neuen Autoren für seinen frisch erworbenen Verlag und nimmt Nordau sofort unter Vertrag. Schon Anfang 1880 erscheint, noch unter dem alten Verlagsnamen »Bernhard Schlicke«, Nordaus Vom Kreml zur Alhambra in Leipzig. »Von seinem dreiundzwanzigsten bis zu seinem .dreißigsten Jahre hat er /Nordau/ Europa vom sagenhaften Norden bis zum romantischen Süden die Kreuz die Quer durchwandert...« heißt es zwar im Vorwort, aber in Wirklichkeit beschreibt das eilig zusammengeschusterte Buch Nordaus zweijährige Bildungsreise per Bahn und Schiff da capo. Teilweise werden darin die schon publizierten Reisefeuilletons noch einmal ausgeschlachtet, teilweise überarbeitet und auf den letzten Stand gebracht. Das Ganze wird dann mit völkerverständigendem Vorwort in zwei Bänden auf den Markt geworfen: »Gelingt es ihm /Nordau/, seine eigenen Sympathien dem Leser mitzutheilen und dadurch zur Besiegung des Hasses beizutragen, den die Politik der Cabinete zwischen den Völkern zu erregen und zu nähren sucht, so wird dieses Buch, wenn keine literarische That, doch eine gute Handlung gewesen sein.«
Der April 1880 bringt für Nordau den öffentlichen Bruch mit Pest und Ungarn. Innerlich war das Kapitel Pest für ihn schon lange abgeschlossen. Längst schreibt er fast nur noch für das deutsche Publikum. Soziale Kontakte pflegt er nur zu deutschsprachigen Kollegen; die einzigen, aber in der Tat nennenswerten intellektuel-