II. Zionistenkongreß in Basel
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6. März 1899 hat Anna Nordau im fünften Schwangerschaftsmonat eine Fehlgeburt und ist danach lebensgefährlich krank, so daß Nordau um ihr Leben bangt und sogar seinen alten akademischen Lehrer Professor Budin sowie Alex Marmorek als ärztliche Kollegen zu Rate zieht. 114 Ende März hat die zweijährige Maxa Masern. Dennoch nimmt Nordau Mutter und Tochter für eine Kurzreise mit nach Amsterdam, wo er auf Einladung von Jacobus Kann, dem Mitglied des zionistischen Aktionskomitees, Ende April wieder vor Hunderten von Zuhörern einen Vortrag hält, um die dortige Judenschaft für den Zionismus und vor allem die Gründung der Kolonialbank zu gewinnen. 115
Sein Leben als Schriftsteller tritt neben den zionistischen Aktivitäten dieser Jahre etwas zurück. Dabei war es keineswegs erfolglos. Am 18. März 1899 wurde in Czemowitz mit durchschlagendem Erfolg Doktor Kohn aufgeführt. Nordau ärgert sich allerdings gründlich darüber, daß er gar keine Rechte nach Czemowitz verkauft hatte, das Theater in Czemowitz sein Stück also ohne Lizenz aufführte und er damit finanziell leer ausging. Bis zum 30. Juni 1899 waren immerhin 982 Exemplare des Doktor Kohn verkauft. 116 Vielleicht auch eine Folge der zionistischen Propaganda, aber wenig für einen an hohe Auflagen und Verkaufserfolge gewöhnten Autor wie Nordau.
Weit erfolgreicher war Nordau als Journalist. Sein Engagement als Paris-Feuilletonist der Neuen Freien Presse war der Höhepunkt seiner Zeitungs-Karriere. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als politischer Korrespondent der Vossischen Zeitung, den schlecht bezahlten, aber namentlich gezeichneten Feuilletons in der Neuen Freien Presse hingegen verdankte er europäisches Ansehen. Er schreibt in diesen Jahren regelmäßig weit besser bezahlte Feuilletons für die North American Review, die New York World, die Gazete de Notricas (Rio de Janeiro) oder La Nacion (Buenos
114 Brief Nordau — von Jagow, Paris, 19.3.1899, ZZA A 119/283/315; Briefe Nordau - Herzl, Paris, 11.3.1899 u. 12.3. 1899, ZZA H VIII 615
115 Brief Nordau — von Jagow, Paris, 26.4.1899, ZZA A 119/283/317; vgl. Max Nordau. Erinnerungen, S. 205.
116 Vgl. Briefe Nordau —von Jagow, 19.3.1899 u. 7.7.1899, ZZA A 119/283/ 315 u. 320