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Wien, Paris, Madrid, London, Paris
Am 24. Juli 1907 stirbt Nordaus Stiefsohn Salvatore Kaufmann in Anwesenheit Nordaus, seiner Mutter und Alexander Marmoreks an Lungentuberkulose. Marmorek, der als zionistischer Freund und als ärztlicher Lungenspezialist die Behandlung des Jungen leitete, und Nordau hatten alles versucht: Der Junge war im Vorjahr sogar noch auf Kosten Nordaus nach Davos zur Kur geschafft worden. Aber er war nicht zu retten gewesen. Die Briefe Marmoreks an Nordau sind ein Zeugnis dafür 42 , wie sehr Nordau sich um Salvatore gesorgt und ihn geliebt hat, wie gut er an die Vatersstelle seines Freundes Richard Kaufmann gerückt ist.
Der Sinn der Geschichte
Im Jahr 1909 tragen zwei recht dicke Werke den Autorennamen Max Nordau. Zunächst gibt das Zionistische Aktionskomitee, verziert mit einem Stahlstich-Bild Nordaus und einer bombastischen Widmung für Nordau als den »Jeremias« des Zionismus, anläßlich des 60. Geburtstages seine Zionistischen Schriften in zwei Bänden heraus. Band I enthält die programmatischen Kongreßreden und Aufsätze, Band II Gelegenheitsreden und -gedichte aller Art. 43 Wie Nordau selbst in seinem Vorwort sagt, wiederholt sich in diesen Schriften vieles und ändert sich programmatisch fast nichts. Aber die zionistische Bewegung ehrt hier ihren führenden Kopf und Ideologen durch eine Art Propagandaschrift, den Mann, der vom Aktionskomitee als die respektabelste Persönlichkeit der Bewegung betrachtet wurde. Eine Position, welche die Kulturzionisten und die russischen Gegner des politischen Zionismus sicher nicht teilten.
Wie Nordau persönlich in diesen Jahren zum Zionismus stand, ist den beiden Bänden der Zionistischen Schriften natürlich nicht
42 Briefe Marmorek - Nordau, 17.3.1905, 22.8.1906 u. 12.10.1906, ZZA A 119/120/23 u. 28.
43 Max Nordau, Zionistische Schriften, 2 Bde., Köln/Leipzig: Jüdischer Verlag 1909. Von dieser Ausgabe existiert auch eine billigere Version in einem Band.