Cesare Lombroso
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Diskussion um Deutsch als Unterrichtssprache an der ersten jüdischen Hochschule in Palästina bestätigt sah.
Hier ergreift Nordau noch einmal die Initiative. Er kennt den französischen Außenminister Pichon persönlich und erreicht, daß er am 6. Dezember 1913 am Quai d’Orsay zu einem Gesprächstermin geladen wird. 58 Einen Gesprächstermin erlangt zu haben ist ein Erfolg Nordaus, aber das Gespräch selbst hat einen Fehler: Wie Nordau in seinem Gesprächsbericht an das Aktionskomitee in Berlin vermerkt, ist Pichon zum Zeitpunkt des Gesprächs als Außenminister gerade entlassen worden, das Gesprächsprotokoll wird für seinen noch nicht benannten Nachfolger zu den Akten genommen.
Nordau versucht die Bedenken der französischen Regierung zu zerstreuen. Zunächst protestiert er gegen die französische Unterstellung, die Zionisten seien Agenten Deutschlands, bloß weil die Unterrichtssprache am Technion dort Deutsch sein solle. Die erste europäische Fremdsprache an den jüdischen Schulen in Palästina werde sicherlich Französisch sein. Im übrigen wird die Neutralität des Zionismus in den Angelegenheiten der europäischen Außenpolitik beteuert. Man trennte sich mit den gegenseitigen Versicherungen der größten Hochachtung. 59 Nordaus Haltung zur Wahl der Schulsprache wird aus einem Schreiben Nahum Sokolows vom 14. Januar 1914 deutlich: Entgegen allen Erwartungen votiert Nordau für Hebräisch und gegen Deutsch! 60
Seine Haltung zu den außenpolitischen Spannungen zwischen den europäischen Großmächten manifestiert sich am deutlichsten
58 Die schriftliche Einladung durch den Chef de cabinet Pichons liegt den Unterlagen und dem schriftlichen Gesprächsbericht Nordaus an das Aktionskomitee in Berlin bei und ist erhalten; ZZA Z 3/ 1013/Blb8.
59 Eine fast vollständige Abschrift des noch am gleichen Tage aufgezeichneten Gesprächsberichtes findet sich in: Anna Nordau, Max Nordau. Erinnerungen, S. 248-251. Anna Nordau hatte sich, offensichtlich in der Absicht, die Erinnerung en zu schreiben, mit Brief vom 14.3.1924 an das Archiv der Zionistischen Bewegung gewandt und eine Abschrift des Gesprächsberichts erhalten. Wie groß ihr Interesse war, die Rolle Nordaus hochzuspielen, zeigt ihr Schreiben vom •2.4.1924, in dem sie behauptet, das Treffen mit Pichon sei der Ursprung der Balfour Declaration gewesen; s. ZZA Z 3/1013/Blb8.
60 ZZA Z 3 /1013 / Blb8.