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Krieg Deutschlands gegen Rußland als ein gerechter Kampf fiir die Befreiung der russischen Juden aus der Tyrannei und dem Reich der Pogrome. Er wurde deshalb von den meisten deutschen Zionisten unterstützt. 72
Die Situation änderte sich schlagartig mit der Balfour-Deklara- tion vom 2. November 1917, die Chaim Weizmann auf eigene Faust, ohne offizielle Funktion in der zionistischen Exekutive, durch seine diplomatischen Aktivitäten in London erreicht hatte. Von da an, allemal nach dem Einzug Allenbys in Jerusalem 1918, war Groß britannien die Mandats- und Schutzmacht der zionistischen Bewegung; die Aktiven und Aktivitäten der zionistischen Exekutive wechselten nach London . Weizmann und seine Helfer in London hatten fortan das Heft in der Hand.
Das wird schon lange vor Kriegsende deutlich. Wie aus dem langen Brief- und Telegrammwechsel hervorgeht, den Nordau mit dem Zionist Central Office in London führt, 73 vor allem mit Sokolow und Weizmann selbst, bemühen sich Weizmann und seine Gruppe zunächst sehr um Nordau. Weizmann hatte Nordau im Sommer 1917 noch persönlich in Madrid aufgesucht, ln einem Brief an Sokolow vom 15. September 1917 beschreibt auch Nordau das gute gegenseitige Verständnis und gratuliert zur Eröffnung des Londo ner Büros der zionistischen Bewegung. 74 Als die Balfour-Deklara tion veröffentlicht wird, wird diese von Nordau zwar sehr begrüßt, aber mit der Empfehlung an das Aktionskomitee verbunden, sofort 200000 oder 300000 jüdische Kriegsfreiwillige für den Militärdienst in Palästina zu werben. 75 Und an Nordaus Drängen auf sofortige Masseneinwanderung nach Palästina scheiden sich sehr bald die Geister, zumal Nordau sich nicht auf diplomatischen Wegen und gegenüber dem Aktionskomitee äußert, sondern dies gleich in Interviews mit großen Tageszeitungen tut.
Weizmann und Cowen laden Nordau noch telgrafisch zu einer Konferenz vom 11. bis 13. Februar 1919 nach London ein. Die dafür