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Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
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Anhang

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Die Anfrage hinsichtlich eines Reisestipendiums von 1700 fl. nach Paris wird von der medizinischen Fakultät der Universität in Pest aus magyarisch-nationalisti­schen Gründen abgelehnt: Nordau habe in Paris schlecht über Ungarn geschrie­ben. Er wird aber darin bestärkt, sich um die Einführung von Anthropologie in Ungarn beim Minister selbst zu verwenden (Brief v. Prof. Lenhossek vom 20.5. nach Paris <ZZA A119/120/9>).

l.Mai: Nordau siedelt mit seiner Mutter und Schwester nach Paris um (Adresse: 45, rue St.-Andre-des-Arts). Eine feste Anstellung bei der Wiener Neuen Freien Presse wird ihm abgeschlagen. Regelmäßiger Paris-Feuilletonist für die Frank­furter Zeitung und Handelsblatt und die Zeitung für Handel und Seefahrt in Göteborg.

Im Wintersemester nimmt er medizinische Studien bei G. See, Budin und Char- cot auf. Arbeitet gleichzeitig als Arzt, evtl, als Pathologe im alten Pariser Hotel Dieu.

1877

Wie ein Brief des Kollegen Albert Sturm vom Neuen Pester fournal, datiert vom 23.2.1877 <ZZA A 119/92>, zeigt, will Nordaus »Familie« nach Hause, nämlich nach Budapest. Und daß Nordau dort einen schweren Stand als praktischer Arzt haben wird, weil er als Journalist bekannt ist und keine ihn berühmt machende medizinische Neuerung eingeführt hat, wird ihm auch prophezeit.

1878

Im Frühjahr erscheint Aus dem wahren Milliardenlande bei Duncker in Leip­zig, eine Kritik an Paris, die sich dem zeitgenössischen Paris-Enthusiasmus ent­gegenstellt und eine direkte Antwort auf Victor Tissots Buch Le Voyage aux Pays des Milliards ist, in welchem auf die französischen Kriegsreparationen an und die Mißstände in Deutschland hingewiesen wurde.

Weltausstellung in Paris. Nordau wägt ab, ob er sich nicht als Gynäkologe in Budapest niederlassen soll und publiziert in medizinischen Fachzeitschriften. Am 1. Oktober verlassen er und seine Angehörigen Paris, nachdem die Verträge mit den beiden Zeitungen in Frankfurt und Göteborg gelöst wurden. Die Familie bezieht eine Wohnung in der Großen Kronengasse in Budapest. Seine Praxis als »Frauenarzt und Geburtshelfer« eröffnet Nordau in der Großen Kronengasse 32 im II. Stock: »Ordination von 3 bis 5.« <SchwII/7>.

1879

Publikation von Seifenblasen sowie kleiner medizinischer Fachaufsätze. Im Mai Reise über Wien und Frankfurt zu einem literarischen Kongreß nach London Unzufriedenheit trotz seines finanziellen Erfolgs im Arztberuf mit provinziellem sozialen und kulturellen Leben in Budapest sowie mit dem ungarischen Natio­nalismus «cldler, S. 16f.>.