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Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
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Max-Nordau-Chronologie

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Dreyfus-Affäre in den ersten Novembertagen, nachdem die Affäre am 31.10. in französische Blättern publik wurde. Am 10.11. berichtet Nordau dort erstmals über die antisemitische Hetze in französischen Blättern.

1895

Am 5. Januar wohnt Nordau der öffentlichen Degradierung Dreyfus bei, von des­sen Schuld er nicht überzeugt ist. Im Frühjahr Gespräche mit Herzl über die Dreyfus-Affäre und den Antisemitismus.

Von Herzl, der Anfang August nach Wien zurückkehrt, wird Nordau mit der neuen Redaktion der Neuen Freien Presse versöhnt und schreibt fortan regel­mäßig Feuilletons für diese Zeitung.

Im September Besuch bei seinem britischen Verleger Heinemann in London. Beginn der Freundschaft mit Israel Zangwill; sieht Gottlieb Leitner wieder. Be­kanntschaft mit dem Dichter Alfred Austin.

Im November spricht Nordau das erste Mal mit Herzl über das Problem eines Judenstaates. Von Herzl für den Gedanken eines Judenstaates gewonnen.

1896

Am 14. Februar erscheint in Wien Der Judenstaat.

Im Mai Konflikte mit Dr. Otto Frischauer, dem Nachfolger Herzls als politischer Korrespondent der NFP in Paris (so der Briefwechsel mit Herzl <BuT IV, S. 99 u. 592>).

Schon Anfang November droht der Bruch mit der NFP, weil Dr. Eduard Bacher sich weigert, einen dreiteiligen, Schiller kritisierenden Don-Carlos-Feuille- tonbeitrag Nordaus nach Protesten der Leserschaft weiter zu veröffentlichen <Herzl, BuT IV, S. 152f. u. 612>. Herzl vermittelt erfolgreich.

Am 11. November fährt Nordau nach Turin, trifft dort Cesare Lombroso und hält einen Vortrag <Nordau - Herzl, 10.11. u. 24.11.1896, ZZA H VIII 615>.

1897

Am 10.1.1897 voreheliche Geburt der Tochter Maxa in 106, rue de Miromesnil, der Wohnung ihrer Mutter Anna Kaufmann, geb. Dons. Nordau amtiert dabei als Gynäkologe und Geburtshelfer. Maxa wird noch im Frühjahr protestantisch ge­tauft, ihr Taufpate ist Eugen von Jagow <cf. ZZA L 33 /972>.

Auf dem ersten Zionisten-Kongreß hält Nordau am 29.August frei die meist applaudierte Rede. Er formuliert federführend in der Programmkommission das später verabschiedete Baseler Programm.

Oskar Blumenthal, der Direktor des Berliner Lessingtheaters, lehnt im Septem­ber Nordaus »Bürgerliches Trauerspiel« Doktor Kohn in einem persönlichen Gespräch »wegen seines Stoffes« für sein Theater ab: die Unmöglichkeit der As­similation, die am tödlichen Scheitern einer geplanten >Mischehe< deutlich wird. Das Stück, gedruckt 1898, ist in Deutschland nie gespielt worden.

Aufenthalt bei Hermann Sudermann in Trebbin im Herbst.