Druckschrift 
Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
Seite
394
Einzelbild herunterladen

394

Anhang

1898

13. Januar: Zolas »Jaccuse« erscheint in LAurore.

Am 20. Januar heiratet Nordau in vollem Bewußtsein der daraus resultierenden Probleme für die zionistische Bewegung die dänische Protestantin Anna Elisa­beth Dons, verwitwete Kaufmann (1862-18.2.1953) <Brief an Herzl v. 22.1.98, ZZA H VIII 615>, und löst dadurch Schmähschriften der jüdischen Gegner des Zionismus und der religiös orthodoxen Zionisten aus. Seine Frau hat aus der Ehe mit Richard Kaufmann bereits vier Kinder. Die von ihr angebotene Konversion zum Judentum hat Nordau, so ihr eigenes Zeugnis in ihrer Biographie <S. 178>, abgelehnt.

Im August der II. Zionistenkongreß. Nordau wird zu seinem Präsidenten ge­wählt. Am 28.8. die Rede Nordaus mit Schwerpunkt Dreyfus-Affäre. In dieser Rede prägt er den Begriff »Muskeljudentum«.

Am 10.10. wird Doktor Kohn vom Verlag ausgeliefert.

1899

Am 26.1. in Wien wegen einer zionistischen Rede vor großem Publikum, wohnt bei seinem Freund und Joumalistenkollegen Julius Frei. Kommt am 28.1. um 14 Uhr in Berlin an und hält am Sabbatabend ebenfalls einen zionistischen Vortrag. Weiterfahrt am 29.1. nach Köln. Zionistischer Vortrag dort.

Am 6. März hat Nordaus Frau eine Fehlgeburt und wird lebensgefährlich krank. Marmorek und Budin assistieren Nordau ärztlich. Anfang April fährt er dann aber dennoch nach Amsterdam zu einem zionistischen Vortrag.

Am 22. April brieflich an Herzl seine zweite Kündigung der Zusammenarbeit mit der NFP. Auseinandersetzung anläßlich eines zustimmenden Feuilletons Nord­aus über F. Lhommes La Comedie daujourdhui, das zurückgewiesen wurde, ein Buch, das im Kem an Nordaus Thesen über die Entartung der modernen Kultur anschließt. Als Nordau in einem Brief an Bacher (3. Mai) droht, die Mitar­beit bei der NFP einzustellen, wird das Feuilleton schließlich am 20. Juni ge­druckt.

Ab dem 6. August in Rennes, sowohl als Berichterstatter als auch als Repräsen­tant des Zionismus. Fährt unter Vernachlässigung seiner Berufspflichten vom 14. bis 16.8. rasch zum Zionistenkongreß nach Basel, wo er seine III. Kongreßrede hält. Zurück in Rennes (wohnt dort 9, rue Dupont des Loges <Schw II/29>), wird am 9.September das Verbannungsurteil gegen Dreyfus bestätigt; Nordau reist niedergeschmettert am 10. zu seiner Familie an die See.

Schon am 1. September erreicht ihn seitens der Firma J. H. Johnston & Son in New York das Angebot, mit Dreyfus zusammen eine Vortragsreise in den USA zu unternehmen, wo pro Vortrag eine Summe von 1000$ zugesagt wird und bei Übernahme aller Reisekosten 100 Vorträge vorgesehen sind. Das Projekt kommt, da Dreyfus nicht freigesprochen wird, nicht zustande <ZZA A119/119>.