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Psychopathologie des Fin de siècle : der Kulturkritiker, Arzt und Zionist Max Nordau / Christoph Schulte
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Anhang

Mai: Kur in Karlsbad.

Nordau teilt Leon Kellner mit, er kenne und habe Herzls Tagebücher nicht <cf. ZZA A 74/ 14>.

Im August übernimmt er auf dem VII. Zionistenkongreß wieder den Vorsitz, hält die offizielle Trauerrede auf Herzl und verteidigt den politischen Zionismus mit dem Ziel eines jüdischen Staates gegen den praktischen Zionismus der fort­schreitenden Einzelkolonisation Palästinas. David Wolffsohn wird zum Nach­folger Herzls gewählt, die Uganda-Pläne endgültig verworfen.

1907

Nordaus Stiefsohn Salvatore Kaufmann stirbt am 24.7. um 13 Uhr <cf. Schw II / 7> trotz aufopfernder Behandlung durch Alexander Marmorek an Lungen­tuberkulose <vgl. Briefe Marmoreksan Nordau im ZZA>.

1908

Nordau begrüßt die Machtübernahme der Jungtürken in der Türkei, obwohl auch diese den Zionisten keinen offenen Zutritt in Palästina gewähren.

Er stellt einen Sekretär ein, um seine journalistischen Arbeiten zu beschleunigen, denn inzwischen hat das Telefon die allmorgendliche telegrafische Depesche an die Vossische Zeitung abgelöst.

Mitte August bis Mitte September verbringt er einen vierwöchigen Sommer­urlaub mit Familie und mit dem Lombroso-Clan in Lake auf der Isle of Wight.

1909

Sechshundert Grußadressen zum 60. Geburtstag. Anläßlich desselben erschei­nen die Zionistischen Schriften <Brief an Mandelstamm, ZZA A 3/8/ lla>. Sammlung Kremenezkys zum 60. Geburtstag zwecks Gründung eines »Mikro- Biologischen Instituts Dr. Nordau« in Palästina-erfolglos <ZZA A33/73>. Auf Bitte von Cesare Lombroso verbringt Nordau samt Familie den vierwöchi­gen Sommerurlaub zusammen mit dem Lombroso-Clan (Frau, dem Schwieger­sohn und Historiker Guglielmo Ferrero und dessen Frau Gina samt Lombrosos Enkel Leo sowie dem Sohn und Prof, der Physiologie und Biochemie Ugo Lom­broso samt Familie) in Stresa am Lago Maggiore. Lombroso ist körperlich schon sehr schwach, sowie politisch und weltanschaulich sehr pessimistisch. Gesteht Nordau seinen Spiritismus. Am 1. September bei dessen Abschied auf dem Bahn­hof von Stresa sieht Nordau »den Meister« zum letzten Mal.

Auf dem Zionistenkongreß in Hamburg, wo er wiederum die Präsidentschaft innehat, wiederholte Verteidigung des politischen Zionismus.

Der Sinn der Geschichte, Nordaus geschichtsphilosophisches Hauptwerk, er­scheint.

1911

Nordau das letzte Mal Präsident des Zionistenkongresses. Mit der Ära Warburg endet sein aktives Engagement für den Zionismus vorläufig.